Wer noch nie Tiere hatte und dann auch noch mehrere davon, hat in meinen Augen niemals das Recht, über die Gefühlswelt von Tieren zu urteilen bzw. ihnen Gefühle entweder ganz oder nur in einem beschränkten Maße zuzugestehen…...
Gestern Abend erreichte ich im Büro der Anruf meines Mannes, dass es Paul nicht gut gehen würde. Er vermutete, dass er bald sterben würde. Natürlich kam ich auch prompt zum ersten Mal seit langem wieder in einen Stau auf der Heimfahrt….
Daheim angekommen fand ich schon Claus, Rumpy und Amy im Wohnzimmer bei Paul vor, der apathisch auf der Seite lag und immer nur sporadisch Anteil an der Umwelt nahm. Er begrüßte mich kurz, legte sich dann aber gleich wieder hin. Wir verbrachten die Nacht alle direkt bei ihm – selbst Amy, die normalerweise nachts eher in ihrer eigenen Welt lebt, lag direkt neben dem Körbchen. Rumpy, der in der Regel eher distanziert von allem in seinem Korb liegt, kam immer wieder an, suchte sichtlich den Kontakt zu mir und lag immer wieder an der Bettkante, den Blick ruhig auf den zu seinen Füßen liegenden Paul gerichtet.
Heute Morgen ist Paul dann in unseren Armen eingeschlafen. In dem Moment, in dem er zurücksackte, wurde ich von einem unglaublich intensiven Gefühl der Liebe überschwemmt und sah ihn vor meinen Augen als jungen Hund spielerisch durch das Zimmer hüpfen. Prompt kam auch Amy an, die zu dem Zeitpunkt schon wieder in ihrem Körbchen gelegen hatte – und blieb mit unglaublich leerem Blick stehen. Rumpy lief zur gleichen Zeit schon unruhig durch das ganze Erdgeschoss und suchte immer wieder die direkte Nähe zu mir.
Wir ließen Paul zugedeckt an seinem Platz liegen. Als wir später ins Zimmer gingen, um ihn zu beerdigen, fanden wir Amy in seinem Korb direkt an ihn gekuschelt liegend vor.
Amy, die eigentlich nie auf Körperkontakt aus war, sich immer nur kurz mit einem beschäftigen wollte……..
Sie verließ ihn nur eher widerstrebend und bekam von uns sein Schaffell, auf dem er seine letzten Stunden verbracht hat. Darauf liegt sie nun, will von uns nichts wissen, starrt vor sich hin und verweigert das Fressen.
Rumpy sucht immer wieder die Plätze auf, auf denen Paul normalerweise gelegen hat.
Und wir…..
Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht sagen, dass irgendwie noch keiner hier wirklich verdaut hat, was heute geschehen ist. Der kleine Mann, der so eine unglaubliche Präsenz hatte, so eine tiefe und reine Seele, hinterlässt eine Lücke, die sich mit Worten nicht beschreiben lässt.
Ich schätze mich sehr glücklich, mit so einem außergewöhnlichen Hund nahezu ein Jahrzehnt meines Lebens verbracht haben zu dürfen. Und danke ihm aus tiefsten Herzen für alle Weisheiten, die er uns gelehrt hat – und für seine grenzenlose, unerschütterliche Liebe, weit über den Tod hinaus.