Fragen zu Erziehung von .... Hundehaltern

conny74

Well-Known Member
#1
Ich bin gerade mal ein wenig ratlos und brauch mal ein wenig kreative Ideen dar anderen Erziehungsprofis hier.
In meiner Junghundegruppe habe ich eine junge Frau, die eine ca. 5 Monate alte Hündin aus dem rumänischen Tierschutz hat, die Hündin ist eine Mischung aus rumänischem Schäferhund und sonst noch was (d.h. ein Herdenschutzhundmischling). Die erste Zeit lief wohl alle ganz gut und sie hat die Hündin auch überall mit hingenommen, auch zur Arbeit, sie arbeitet mit auffälligen Jungendlichen. Vor drei Wochen kam sie dann in meine Gruppe und da war die Hündin schon auffällig, d.h. sie hat bei Spaziergängen ohne ersichtlichen Grund angefangen, die Besitzerin und ihren Freund in die Beine zu beißen und dabei auch die Hose zerissen, sie verbellte im Kaffee den Kellner und wollte ihn angehen und bellte jeden Hund und entgegenkommenden Menschen an. Ich habe also mit der Frau einen Einzeltermin gemacht und sowohl zu Hause, als auch draussen festgestellt, das die Hündin die Halterin absolut nicht ernst nimmt, d.h. sie hat es komplett übernommen, alles zu regeln (sie wollte mich schon nicht zur Wohnungstür reinlassen) und auch draussen, sie vor alles und jedem zu schützen, sonst zeigt sie aber überhaupt kein Intersse an der Besitzerin, d.h. ignoriert sie total und hört null. Dazu kommt erschwerend, das der Hund sehr unsicher in neuen und für sie stressigen Situationen ist. Ich habe mich von dem Gehabe der Hündin nicht einschüchtern lassen, bin "durch sie durch" in die Wohnung und was soll ich sagen, sie hat sich neben mich gelegt und alles, was ich von ihr wollte promt erledigt. Jetzt habe ich der Besitzerin als Aufgabe gegeben, nur noch zu füttern, wenn die Hündin es sich erarbeitet hat und Aufmerksamkeit, Streicheln und spielen werden nur vom Menschen initiert. Ausserdem sollten sie der Hündin einen Kennel besorgen, oder einen festen Platz zuweisen auf den sie immer mal wieder geschickt wird und da bleiben muss und auch wenn Besuch kommt, immer da hin soll. Heute war wieder Junghunde und die junge Frau war total verzweifelt, sie hatte die Hündin zur Arbeit mitnehmen müssen, weil der Freund keine Zeit hatte und da hat die Hündin dann nur gekläfft, nach den Jugendlichen geschnappt und jeden angemacht, der den Raum betreten oder verlassen hat (ich hatte ihr vorher gesagt, es macht wenig Sinn so einen Hund mit zu ihrer Arbeit zu nehmen, da sowohl sie, als auch die Hündin damit überfordet sind. Also nochmal, der Hund soll zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit zur Arbeit (ich hoffe jetzt kam es an). Bei den Gehorsamsübungen heute auf dem Platz ging wieder nichts, weil die Hündin die Frau und den Freund einfach ignoriert, hatte ich die Leine in der Hand, ging es plötzlich. Jetzt meine Frage, wie kann man den beiden helfen, das sie das Standing haben, das solch ein Hund braucht? Zum Schluss hatte die Hündin noch einen Ausraster und hat angefangen der Frau ins Bein zu beiße, ich habe sowas noch nicht gesehen bei so einem jungen Hund und das Mädel war total hilflos. Ich habe die Hündin dann festgehalten (weil sie gar nicht aufhörte), so das sie nicht mehr schnappen konnte und als sie sich in meinen Armen dann langsam entspannte habe ich sie gestreichelt und dann, als sie wieder ganz unten war losgelassen. Ich bin ratlos, wie soll ich ihr das reagieren auf ihren Hund beibringen, sie ist so absolut nicht der Typ dafür.
 

conny74

Well-Known Member
#3
Das sehe ich auch so, das Problem ist nur, wie kriegt man einen Menschen, der so gar nicht die Persönlichkeit hat irgendjemandem zu zeigen was er machen soll und was nicht, dazu es bei seinem Hund anders zu machen.
 

conny74

Well-Known Member
#5
Ja ist sie, sie ist gerade von zu Hause ausgezogen und die Eltern haben auch einen Hund, aber einen ganz pflegeleichten, die Hündin ist ihr erster EIGENER Hund.
 

Raika

Active Member
#6
Oha, das sind genau die Fälle, wo ich immer vor warne, nicht jeder Hund passt zu jedem Menschen.....
Und wer seinen neuen Hund nur nach dem Aussehen aussucht, den muss man beraten, nicht auf Deubel komm raus vermitteln !!!!!
Hier ist die Vermittlung schon mal absolut in die Hose gegangen.

Souveränität kann man nicht so einfach lernen, das wird wohl leider immer ein Problem bleiben.

Die Familie muss sich in die Hundeschule begeben und Möglichkeiten lernen, denn der Hund übernimmt nun mal die Führung, wenn die Menschen dazu nicht in der Lage sind.
 
#7
ich würde mit den beiden training ohne hund machen. dabei würde ich ihnen abwechselnd die rolle des hundes und des hundeführers zuordnen und ihnen bestimmte aufgaben geben. eine wäre z.b., dass der hundeführer betont unentschlossen sein muss - er soll also vor einer türe, einem engen durchgang usw. zögern, langsam werden, stehen bleiben. der "hund" soll dann beschreiben, wie es ihm in dem moment ging, also ob er genervt war, ungeduldig wurde etc.
eine andere übung wäre, dass dam "hund" die augen verbunden werden und der "hundeführer" eine bestimmte strecke mit wendungen, halt usw. mit ihm gehen muss.
natürlich entspricht das nicht der realen hund/hundeführer situation, aber das ist in dem augenblick eigentlich egal (und muss natürlich nicht unbedingt betont werden ;-)). es geht hier eigentlich nur darum, am eigenen leib zu erfahren, wie wichtig führung ist! steigerungsmöglichkeiten fallen dir bestimmt genügend ein ;-)
ich habe mit diesem ansatz bei lernresistenten HF gute erfahrungen gemacht...
 
N

Nubia

Guest
#8
Hört sich tatsächlich nach einem ganz falschen Deckel für den Topf an...:( Führung kann man nur in ganz geringem Ausmass lernen, das hängt von der eigenen Persönlichkeit ab.
Bettinas Vorschläge finde ich sehr gut. Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung. Man müsste dahin arbeiten, dass kleine, aber offensichtliche Erfolgserlebnisse einigermassen schnell erkennbar sind. Das würde die Hundehalterin motivieren und zudem auch ihr Selbstbewusstsein stärken, was wiederum einen positiven Einfluss auf ihre Haltung hat.
 
#9
führungsstärke als charaktereigenschaft kann man wirklich nur schlecht lernen, instrumente, wie man besser führen kann, aber schon. wichtig dabei ist, dass die leute führung nicht mit repression verwechseln oder durchzusetzen versuchen! aber da hast du ja auf jeden fall ein auge drauf, conny ;-)
 
A

ambatchseka

Guest
#10
Ich habe eine ziemlich vogelwilde Theorie zu der Geschichte, müsste aber zur Bestätigung Hund und Besitzerin kennen lernen:

Du hast geschrieben, die Besitzerin hat die Hündin mit in die Arbeit genommen und sie arbeitet mit auffälligen Jugendlichen. Gleichzeitig ist sie jetzt von Zuhause ausgezogen - ich nehme an, es handelt sich um eine Berufsanfängerin oder jemanden, der höchstens 1 Jahr Berufserfahrung hat. Die Arbeit mit auffälligen Jugendlichen, d.h. in den meisten Fällen mit Jugendlichen mit einem gerüttelten Maß an Dissozialität, ist ein hammerhartes Geschäft und man steht dem als Pädagoge nur allzuoft komplett hilflos gegenüber, denn diese Arbeit ist geprägt von Stress, Überforderung und Aggression (manchmal unterschwellig, mnachmal offen). Ich spreche hier von Agression durch die Klientel - nicht unbedingt gegen die Hunde, aber fast grundsätzlich gegen das Betreuungspersonal. Nur wenige Hunde können damit umgehen, gerade dann, wenn sie ihre Besitzer in einem solchen Setting erleben. Besitzer, die eigentlich Sicherheit geben sollten und denen man als Hund vertrauen kann. Junghunde können das schon gar nicht und sind damit überfordert. Ich halte die Reaktion des Hundes für einen Ausbruch an Frustration und einem damit verbundenen hormonellen Stressabbau. Das Mädel wird auch als Puppy genug in Rumänien erlebt haben.
Hier hilft nur: Den Hund komplett aus der Arbeit heraushalten. Und damit Sicherheit geben.
 
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