Polly – Gutes Sozialverhalten ist Lernsache oder auch: „Nein, wir attackieren heute k

DanielaJ

Retterin in der Not
#1
Polly, eine kleine Terriermix-Dame, sollte eigentlich mal der Hund meiner Eltern werden. Aber da sie nun mal vom ersten Tag an der Meinung war, dass ich unwiderstehlich sei (verständlich, verständlich….*Haare zurückwerf*), kam mal wieder alles gaaaanz anders als geplant.

Polly mochte Menschen zu dem Zeitpunkt, als sie zu uns stiess (Ende 2007/Anfang 2008), nicht sonderlich. Sie war einfach zu verunsichert aufgrund eines ständigen Umfeldwechsels in den Monaten zuvor. Hunde waren eigentlich auch eher lästig und wurden kurzerhand mit Zähnen und Klauen angegangen. Katzen? Schmackelig. Und selbst gejagt schmecken sie gleich noch viel besser……
Angesichts der Tatsache, dass in unserem Haus neben den bisherigen 3 Hunden auch noch 5 Katzen das Zepter schwingen, also ein gewaltiges Problem….

Um gezielt an ihrem Verhalten zu arbeiten und die Integration zu ermöglichen, wurde Polly kurzerhand in einem TH in der Umgebung in Pension gegeben, wodurch sich uns die Möglichkeit gebot, tagsüber auf Spaziergängen und sonstigen Trainingseinheiten gezielt neue Verhaltensweisen aufzubauen.

Polly wurde als erstes auf den Clicker konditioniert, auf den sie auch innerhalb kürzester Zeit sehr gut ansprach. Um sie im Alltag sicher führen zu können, bekam sie zudem ein Halti um, das zusammen mit einem Maulkorb einerseits nahezu 100% Sicherheit für die Umwelt brachte, andererseits somit auch erlaubte, sie gezielt mit Reizsituationen zu konfrontieren und erwünschtes Alternativverhalten aufzubauen.

Lektion Nr. 1 - Wir gehen anständig an der Leine

Ja wirklich, das kann auch ein dickköpfiger kleiner Terrier lernen! Doch, bestimmt. Ok, es dauert unter Umständen etwas länger…

Polly sollte lernen, sich selbst über das Halti zu korrigieren und sich von sich aus an mir zu orientieren. Dazu wurde die Leine einmal vorne am Halti und einmal hinten am Geschirr eingeklinkt. Gehalten wurde die Leine im hinteren Drittel, so dass der Teil zur Schnauze hin die meiste Zeit erst mal locker durchhing.
Bis Madame anfing, wie blöd zu ziehen – dann sorgte sie durch diesen Zug selbst dafür, dass sich das Halti anzog. Dieser Moment wurde mit einem „click“ belegt, damit der unangenehme Druck auf der Schnauze einerseits gleich etwas Positiveres bekam, aber gleichzeitig auch die auf die Haltieinwirkung resultierende minimale Kopfbewegung zu mir hin bestärkt wurde. Und nach nur 2-3 Mal wandte sie sich auf ihren selbst zugeführten Zug am Halti schon automatisch ganz zu mir um, kam zurück und kassierte ihr Leckerchen.
Um nun keine Verhaltenskette aufzubauen (vorpreschen, umdrehen, Leckerchen kassieren, wieder vorpreschen), wurde unverzüglich der Handtarget eingeführt. Polly sollte nicht einfach zu mir zurückkommen, sondern mit der Schnauze die Handfläche meiner linken Hand berühren. Tat sie das, gab es ein Click und ein Leckerchen. Auf diese Weise konnte ich sie nach und nach gezielter an meiner Seite laufen lassen, indem ich von ihr nicht mehr nur verlangte, die Hand kurz anzustupsen, sondern ihr zu folgen – „zufällig“ lief sie dabei dann einige Meter neben mir her…..
Somit stellte sich die Leinenführigkeit nach und nach ohne viel Umstände ein.

Lektion Nr. 2 – andere Hunde haben eine Daseinsberechtigung

Unglaublich, aber wahr: es ist tatsächlich so, dass es andere Hunde auf diesem Planeten gibt – und man kann sie ignorieren…..

Polly fand andere Hunde von Anfang an doof. Alle Vierbeiner in einer Entfernung von ca. 2-10m wurden erst mal angeknurrt und sich ein bisschen an der Leine echauffiert.
Wir fingen an, ruhiges Verhalten per Clicker zu bestärken und den Aufbau von Blickkontakt zu uns zu fördern. Mit einem überraschenden Ergebnis:
Innerhalb kürzester Zeit stellte sich heraus, dass sie überaus tolerant sein konnte. Fragte der andere Hund höflich an, ob er sich nähern und an ihr schnuppern dürfte, gewährte sie nicht selten diese „Gnade“. Und reagierte sofort, wenn ich sie dafür beclickerte. Das klappte mitunter so gut, dass sie von sich aus den Blickkontakt aufnahm, noch während die Nase des anderen Vierbeiners an ihr andockte – und sie ihn in dem Moment einfach stehen ließ, um zu mir zu kommen und ihr Leckerchen zu kassieren.

Wagte es aber ein Hund in einem Anfall von suizidalem Testosteron- oder Östrogenschub (oder jugendlichen Überschwang), schnurstracks auf sie zu zu donnern nach dem Motto „HEY, BABY“, wurde sie zur Furie – und ich war mehr als froh über die Existenz des Maulkorbes….

Doch nach nur einem Monat täglichen Trainings von Hundebegegnungen an der Leine mit gut sozialisierten Hunden (und ein paar Draufgängern), gemeinsamen Spaziergängen mit ruhigen und souveränen Artgenossen fing sie an, ihre Kommunikationsfähigkeiten zu erweitern. Und signalisierte nun allzu stürmischen Hunden schon früh durch ihre Körpersprache, dass sie an derartigen Pöbeleien nicht interessiert war.
Mit doppeltem Erfolg:
Zum einen bestätigen wir sie wiederum per Clicker darin, wenn sie NICHT nach vorne stieß, sondern sich ruhig in Imponierstellung begab (kurz, wir bestätigten eigentlich so ziemlich alles, was in Richtung „Ruhe“ ging und nicht in Richtung „heftige Attacke“). Die zweite Bestätigung war die unverzügliche Reaktion des anderen Hundes, der mit einem Blick auf die Zahl ihrer sich vertiefenden Stirnfalten dann doch mal eben schnell abbremste…..

So bestärkt, wurde sie immer souveräner und wir konnten anfangen, sie mit Maulkorb gesichert mit einer coolen Hündin im Freilauf „spielen“ zu lassen.

Lektion Nr. 3 – „Was juckt es eine deutsche Eiche, wenn die Sau sich an ihr schubbert“

Polly sollte auch im Freilauf lernen, ihr Temperament zu beherrschen. Aufgrund der naturgemäß schnelleren Bewegungen in Spielsituationen war ihr Reizschwelle zum „Ausrasten“ hierbei wesentlich geringer als bei normalen, ruhigen Leinenbegegnungen.
Somit fand der erste „freie“ Kontakt nach einem ausgiebigen Spaziergang mit der „Sparringspartnerin“ in einem umzäunten Gelände statt, wie schon beschrieben mit Maulkorbabsicherung bei Polly.

Diese gab sich vom ersten Moment an viel Mühe, die Welt von der wahren Bedeutung des Wortes „Attacke“ in Kenntnis zu setzen – und die war nicht von schlechten Eltern (und wir waren froh um den Maulkorb).
Aber zu ihrer masslosen Enttäuschung war die Aktion nicht von Erfolg gekrönt:
zum einen musste die kleine Terrierdame feststellen, dass man eine Landseerhündin nicht einfach so umrennen/niederrennen/umstossen kann.
Zum anderen kamen diese doofen Zweibeiner immer genau dann und unterbrachen das „Spiel“ mit einem Schluss und einer Auszeit, wenn sie sich gerade so richtig schön hineinsteigern wollte…..
Die erste „Spieleinheit“ dauerte nicht länger als wenige Minuten und war von vielen Auszeiten unterbrochen. Abgeschlossen wiederum durch einen gemeinsamen Leinenspaziergang zum Abkühlen und herunterkommen. Und siehe da: noch während dieses einen Spaziergangs kam auf einmal eine kleine, fast zögerliche, ehrliche Bilderbuchspielaufforderung von Polly. Sie dauerte nur einen Wimpernschlag, aber sie war da. Und sie versprach Hoffnung.

Die nächste Trainingseinheit begann wieder mit einem Spaziergang, bis wir beide Hündinnen wieder im Auslauf ableinten (Polly wiederum mit Maulkorb gesichert). Sofort strafte Polly uns und unseren Hoffnungen auf Fortschritt jedoch Lügen und schaltete wieder in den alten Attackenmodus. Zum Amüsement der Landseerhündin, die ihr einfach davonlief (ja, auch diese Hunde können mitunter richtig wetzen – wusste ich bis dahin aber ehrlich gesagt auch nicht!) oder sie einfach nicht ernst nahm. Bevor Polly sich in ihre Verbissenheit reinsteigern konnte, fingen wir sie wieder ab und ich leinte sie an.

Die folgenden Minuten verbrachten wir damit, Polly auf das Signal „schluss!“ zu trainieren. Ich lief mit ihr im Auslauf herum und jedes Mal, wenn sie sich auf die andere Hündin stürzen wollte, fing ich sie mit einem „Schluss“ mit Hilfe der Leine wieder ab und führte sie weg. Sie wurde zunehmend ruhiger und die Attacken hörten auf.

Somit liessen wir sie wieder los und sie näherte sich zwar verhaltener, aber doch zielstrebiger der anderen Hündin. Und brachte tatsächlich kleine Ansätze von Spiel zustande, bevor sie wieder abzukippen drohte.
Wieder unterbrach ich mit einem „schluss“ und führte sie von der Hündin weg.

Dies wiederholten wir noch ca. 3 Mal – dann spielten sie auf einmal. Seitens Polly nach wie vor unglaublich rau und körperbetont, aber es war tatsächlich Spiel.
Und wie die Überschrift schon andeutet: die große Hündin zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt. Und ich muss gestehen, es war schon witzig zu sehen, wie sich die kleine Maus auf die Hinterbeine stellte und verzweifelt versuchte, ihr Gegenüber nieder zu rangeln – wobei ihre Vorderpfoten kaum bis zur Schulter der Großen reichten…. ;)
Polly kippte dieses Mal NICHT wieder ab. Und unterbrach sogar von sich aus das Spiel, als die andere Hündin einmal kurz aufquietschte (wiederum entgegen unsere Erwartungen – wir hätten von ihr eine Mobbingaktion erwartet).
Nachdem beide kurz zum Wassertrinken unterbrachen, leinten wir sie wieder an und schlossen die Stunde wiederum mit einem kurzen Spaziergang.

In den folgenden drei Stunden drohte Polly nur wenige Male wieder abzukippen. Zumindest mal mit dieser einen Hündin war sie nun in der Lage, RICHTIG hündisch zu kommunizieren, zu spielen, auf Deeskalationssignale zu reagieren bzw. selbst welche auszusenden.
Kurz: wir waren begeistert….. ;)

Und wollten dies nun weiter aufbauen.

Lektion 4 – Wenn ein Hund „Schluss“ knurrt, dann könnte er das tatsächlich ernst meinen….

Nachdem die Begegnungen zwischen Polly und ihrer Trainingspartnerin immer vielversprechender verliefen und sie auch an der Leine keine besonderen Überreaktionen mehr zeigte, brachten wir sie nach einigen gemeinsamen Spaziergängen mit unserem Großen mit diesem wieder in den schon benannten Auslauf (Polly nach wie vor mit Maulkorb).

Rumpy war früher selbst ein unsozialisierter Mistkerl (Verzeihung!) gewesen, der damals mit Hilfe von bodenfesten Bullydamen resozialisiert wurde. Heute ist er unser recht souveräne „Alpha“ (soweit man bei unserer gemischten Truppe überhaupt von irgendwelchen Rangpositionen sprechen kann), der aufgrund seines recht guten Gehorsames, seiner ausgeprägten Mimik und Körpersprache sowie seiner Fähigkeit, Polly läuferisch und zur Not auch körperlich problemlos entgegenhalten zu können, den besten Trainingspartner aus unserem Rudel darstellte. Vor allem, da sie ihn schon von vielen gemeinsamen Spaziergängen her kannte und dort problemlos tolerierte.

Gleich nach dem Ableinen dachte sich Polly wohl: „Hey, Bübsche, lass uns da mal gleich was klarstellen!“ und stürmte auf ihn los. Und war sichtlich beeindruckt, als sie auf einmal eine Reihe weisser Zähne in einem schwarzen Hundegesicht sah und ein tiefes, überaus drohendes Knurren vernahm…….

Ich clickte diesen Moment wie wild. Zum einen, weil sein Verhalten astrein war (cooles in die Schranken weisen ohne irgendwelche Übertreibungen). Zum anderen, weil sie sofort den Rückzug antrat!

Und ihn fortan tunlichst aus dem Weg ging…. Nachdem sich die Stimmung wieder etwas entspannte und wir der Meinung waren, beide Hunde hätten jeweils mit der Gegenwart des anderen keine Probleme mehr, wollte ich unseren kleinen Rüden dazuholen. Körperlich aufgrund einer Vorderbeinverkrüppelung zwar etwas eingeschränkt, aber mit einem super Sozialverhalten (ehem. türkischer Strassenhund) sollte Polly durch ihn das „Feintuning“ bekommen.

Leider übersah ich in dem Moment jedoch eine potentielle Gefahrensituation – die auch prompt zur Eskalation führte:
Ich liess die beiden Hunde mit der Trainerin im Auslauf zurück, nachdem klar war, dass Rumpy und Polly ihre Reviere abgesteckt hatten und keine Probleme zu erwarten waren.
Zusammen mit Paul kam ich kurz darauf wieder zurück.
Rumpy und Polly sahen mich beide und stürmten in ihrer Freude, mich wiederzusehen, beide sofort vor an den Zaun. Und Polly nutzte die „Gunst der Stunde“ (Situation mit hohem Erregungsniveau, keiner passte für eine Sekunde auf) für eine erneute Attacke auf Rumpy. Tja, und der sah nun leider rot. Als sie sich auf ihn stürzte, packte er kurzerhand zu – und liess diesmal NICHT los….

Ich liess Paul draussen stehen und rannte in den Auslauf, wo schon die Trainerin versuchte, die Hunde zu trennen. Polly zeigte deutliche Signale der Deeskalation und wollte nur noch weg. Konnte aber nicht, da er nicht abliess….
Er hielt sie eine Weile fest und es gelang uns nicht, die beiden zu trennen, bis er von sich aus irgendwann das Maul aufmachte….

Polly hatte einige „Tackerstellen“ (kleine Eintrittswunden der Zähne), war aber ansonsten nicht sonderlich verletzt. Keine Risse, kein fehlendes Muskelfleisch, niente. Er hatte einfach zugepackt, kurz nachgefasst und festgehalten.

Um das Zusammentreffen nicht mit diesem Negativereignis enden zu lassen, leinten wir beide Hunde an und liefen noch mal eine kleine gemeinsame Runde. Für ihn war der „Käs gegessen“ und er ging wieder unbekümmert auf sie zu – hatte er doch seinen Standpunkt seiner Meinung nach klargemacht.
Sie wich ihm jedoch anfangs noch extremst aus, später konnte sie jedoch wieder etwas entspannen und liess ihn auch wieder näher an sich heran.

Da die eine oder andere Wunde etwas tiefer war, bin ich mit ihr sicherheitshalber nach der Stunde in die Tierklinik gefahren, wo eine Klammer am Ohr gesetzt wurde und eine Wunde am Hinterkopf gründlich gespült und mit Antibiotika behandelt (im Laufe der Wundheilung, die sich aufgrund einer Entzündung etwas länger hinzog, hatten wir nun auch ausreichend Möglichkeiten, Tierarztbesuche schön zu clickern. Zwar etwas ungeplant und es wäre mir auch lieber gewesen, es wäre erst gar nicht so weit gekommen, aber letzten Endes auch in dieser Hinsicht eine hilfreiche Lektion für die holde Dame).

Um zu verhindern, dass sich das Ereignis langfristig negativ auswirkt, wurden Rumpy und Polly am nächsten Tag sofort wieder im Rahmen eines gemeinsamen Spaziergangs zusammengebracht. Ruhige Aktionen und ruhiges Annähern (näher beieinander laufen) wurde jeweils bestärkt/geclickt.

Zudem wurde Polly gezielt bei Spaziergängen in der Stadt mit gut sozialisierten, Hunden von Rumpys Typ konfrontiert, die jeweils immer schön geclickert wurden.

Nach 2 Tagen zeigte sie keine Anspannungen mehr und war wieder die alte, gelassene selbst.
Jedoch mit einem Unterschied: sobald ein Hund knurrte, drehte sie ab und ging von dannen……….

Hinweis: ich habe diese Begegnung zwischen Rumpy und Polly bewusst in allen Details geschildert. Sie ist ein Beispiel dafür, wie schnell eine Situation eskalieren kann, wenn man nicht auf der Hut ist. Sie zeigt auch, dass kurze Auseinandersetzungen, selbst wenn sie im Nachhinein nicht allzu dramatisch erscheinen, durchaus auch psychische Folgen für das Opfer haben können – weswegen nach einer Attacke gezielt daran gearbeitet werden sollte, dass der attackierte Hund keine Negativeindrücke auch auf andere Artgenossen generalisiert, wie von uns durchgeführt.

Zwar ist in diesem Fall das eigentliche Ziel erreicht worden – Polly akzeptiert nun das Knurren anderer Hunde als Stopp-Signal (bzw. generell ihre Abwehrhaltungen).
Aber ich möchte noch einmal klar betonen, dass dies ein REINER GLÜCKSFALL ist. Nicht selten gehen derartige Situationen nach hinten los und der Hund, der letztendlich zum Opfer wird, ist hinterher erst Recht verbissen in seiner Ansicht, andere Hunde seien unbedingt zu erledigen, bevor sie einen erwischen können….
Daher sollte der vierbeinige Trainingspartner auf jeden Fall über eine 100% Beisshemmung verfügen und erfahrene Helfer bereit stehen, wenn sich jemand an das Projekt „Resozialisierung“ wagt.


Diese Begegnung zwischen Polly und Rumpy ist nun 14 Tage her. Sie sind beide in manchen Situationen noch etwas zögerlich, allerdings sind gemeinsame Spaziergänge mit beiden und dem Rest des Rudels keine Thema mehr und Polly beginnt zunehmend, aus sich herauszugehen und Spielaufforderungen zu zeigen. Wir werden, sobald Rumpy ebenfalls einen passenden Maulkorb hat ( ;) ) dazu übergehen, ihn und sie mit Hilfe einer Schleppleine zu sichern und beiden gleichzeitig mehr Spielraum zu geben, um so langfristig auf generellen Freilauf für alle hinzuarbeiten.

Lektion 5 – „Katzen sind Freunde, kein Futter!“

Irgendwie ist es ja schon fies, dass einen die Zweibeiner immer wieder Dinge vor die Nase setzen müssen, die man dann doch nicht nach Herzenslust vernaschen darf….. Vor allem diese wuscheligen, schnurrenden, so herrlich fauchenden Kreaturen verleiten einen dann doch sehr zum Nachsetzen……

Da wir wie gesagt 5 Katzen haben, ist es notwendig, dass Polly lernt, Katzen so gut wie möglich zu ignorieren. Wir arbeiten nun seit einer Woche gezielt daran, draussen an den Hofkatzen mit durchhängender Leine vorbeizugehen (Halti und Maulkorb lassen grüßen!).

Dazu haben wir uns anfangs diese mit ihr gemeinsam aus der Entfernung angesehen. Blieb sie ruhig, click + Belohnung.
Zog sie nach vorne – „Oh, schade“ und abdrehen, weg von der Katze.
Da sie jedoch partout näher heran wollte, fing sie innerhalb kurzer Zeit von selbst aus an, sich zu korrigieren und zurückzunehmen. Somit konnte sie sicherstellen, dass wir uns immer näher an das Objekt der Begierde herantasteten….

Die erfahrene Nachbarskatze und ein alter Hofkater machten den Anfang und dank deren ruhiger Gelassenheit angesichts eines stierenden Hundes war innerhalb kürzester Zeit zwar ein angespanntes, aber doch zügiges Vorbeigehen in ca. 1m Entfernung möglich.

Der nächste Schritt war, Polly in die Wohnung mitzunehmen und mit unseren Katzen dort zu konfrontieren. Bisher verläuft es recht vielversprechend.
Wir haben unsere Wohnung unterteilt: im hinteren Bereich sind Schlaf- und Arbeitszimmer, abgetrennt durch eine Gittertür vom Rest der Wohnung.
Die hintere Abteilung ist katzenfreie Zone, so dass Polly nach kurzem Aufenthalt im vorderen Teil mit Katzenkontakt immer wieder hinten herunterkommen kann.
Wir verfahren momentan in Wechselschichten:
Sie kommt immer mal wieder für inzwischen 30 Minuten (anfangs nur ca. 3-5) mit ins Wohnzimmer, wo sie unsere Katzen aus der „Nähe“ betrachten (mehr oder weniger – diese liegen immer eine Etage höher auf Regalen und sonstigen erhöhten Liegeflächen) kann. Und dank unseres einen, souveränen Katers auch immer mal wieder bis auf 30-50cm Meter aus der Nähe erleben darf (immer wieder witzig, wie einem Hund die Augen aus dem Kopf fallen, wenn eine Katze mal direkt auf ihn losstiefelt, anstatt voller Panik wegzulaufen).
Bleibt sie ruhig – click und Belohnung/Jackpot.
Fährt sie sich hoch, kommt sie nach hinten, ich bleibe kurz bei ihr und massiere die Anspannung weg oder beschäftige mich so noch kurz mit ihr, bis sie zum Runterfahren und Verarbeiten der Eindrücke wegdöst.
Springt sie vor, kommt ein „Schluss“ und sie wird ebenfalls in eine Auszeit geschickt – diesmal jedoch ohne meine Gesellschaft.

Sie machte in der einen Woche enorme Fortschritte und ich denke, dass wir langfristig auch zu dem Ladies’ Agreement kommen werden, dass Katzen durchaus zu tolerieren sind….. ;)



Menschen und sonstige Umweltreize haben wir mit ihr übrigens nicht gezielt erarbeitet. Wir haben da sehr viel auf den Faktor Gewöhnung gesetzt und sie immer wieder mit Spaziergängern, Autos und Co konfrontiert, ruhiges Verhalten per Clicker bestärkt, den Aufbau von Blickkontakt in Situationen, die ihr suspekt waren, gefördert und ihr einfach durch vorsichtige Desensibilisierung bei starken Reizen geholfen, gelassener im Umgang mit unserer Gesellschaft zu werden.
Demnächst fahren wir wohl mal Bus oder Bahn. Ich bin gespannt, wie es wird…..

To be continued!
;)
 
Oben