Stress

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Gipsy

Guest
#1
Claudia hatte sich auch die Mühe gemacht und den Text verfasst....aber vielleicht interessiert es ja hier auch den einen oder anderen...

Stress

Was ist Stress?
"Stress ist die Bezeichnung für eine spezifische durch äußere Reize (Stressoren) hervorgerufene psychische und physische Körperreaktion von Tieren und Menschen, die zur Bewältigung besonders gesteigerter Anforderungen befähigt."
Quelle: http://de.wikipedia.org/

Stressphasen:
--> Alarmreaktionsphase: Es erfolgt eine vermehrte Ausschüttung von Hormonen der Nebennierenrinde (z.B.: Cortisol) und des Nebennierenmarks (z.B.: Adrenalin). Dies hat in Kombination mit Nervenimpulsen zur Folge, dass Blutzuckerspiegel, Blutdruck und Herzschlag erhöht werden und die Durchblutung vermehrt wird.
--> Widerstandphase: In dieser Phase ist der Widerstand gegenüber dem Stressauslöser erhöht. Die logische Konsequenz ist, dass dadurch der Widerstand gegenüber anderen Reizen geringer ist. Dies kann eine Schwächung des Immunsystems zur Folge haben, so dass die Widerstandskraft gegenüber Infektionen gesenkt wird.
--> Erschöpfungsphase: Wenn nun der Stress zu lange anhält, stellt sich eine chronische Stressreaktion ein. In diesem Zustand werden die Symptome der Alarmreaktionsphase dauerhaft praktiziert. Dieser dauerhafte Spannungszustand ist alles andere als gesund und angenehm und kann zu organischen Erkrankungen wie Magengeschwüren, Herzproblematiken, ... oder in Ausnahmefällen bis zum Tod führen.

Welche Symptome äußern sich bei Stress?
--> Nervosität/Hektik (nervös, hektisch, fahrig, ängstlich)
--> Unruhe (findet keine Ruhe, tigert durch die Wohnung, hecheln)
--> Überreaktionen (reagieren auf jedes Geräusch, vermehrte Aggression, vermehrte Ängstlichkeit)
--> vermehrter Urinabsatz, Durchfallerscheinungen
--> vermeintlich sexuell bestimmte Symptomatiken: Ausschachten des Penis (meist nur die Spitze oder einen Teil, somit leicht von sexuell orientierten Ausschachten abzugrenzen), Aufreiten, erloschener/übersteigerter Sexualtrieb, veränderter Zyklus
--> übertriebenes Putz-, Leck- und Kratzverhalten
--> Zerstörungs"wut" beim Alleinsein
--> Vermehrtes Bellen, Fiepen, Jaulen
--> diverse körperliche Erscheinungen wie Durchfall, Allergien (negative Beeinträchtigung bei Allergien durch Stress), Haut- und Fellprobleme, Köpergeruch, Mundgeruch
--> "gestörtes" Fressverhalten (Verweigerung, Heißhunger)
--> Stereotypien (Kopf wackeln, ...)
--> Übersprungsreaktionen (Leine beißen, ...)

Diese Liste hat natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ebenso muss hinter diesen Symptomen nicht (nur) Stress stecken, sondern es können tatsächlich Erkrankungen (wie bei Durchfall, Haut, Fressproblematiken, ...) oder andere Probleme dahinterstecken. Im Falle einer Unsicherheit ist auf alle Fälle ein Fachmann zu Rate zu ziehen.

Was löst Stress aus?
äußere Stressoren:
--> sensorische (Mangel an Außenreizen wie Farben, Gerüche, Menschen, Tiere, ...) Deprivation 1.
--> prezeptive/rezeptive (Informationsgehalt von Außenreizen ist vermindert) Deprivation 1.
--> emotionale (mangelnde Umsorgung, fehlende Nestwärme, Vernachlässigung. Sehr häufig zum Beispiel bei Welpen aus Hinterhofzuchten, ...) Deprivation 1.
--> subjektive (subjektives Gefühl von Vernachlässigung und Diskriminierung. Dieser Punkt ist bei Tieren schwieriger einzuordnen. Soll aber der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt bleiben) Deprivation 1.
--> Reizüberflutung (Spaziergang durch die Innenstadt mit einem Landhund, unprofessionelle Welpenspielstunden, läufige Hündinnen für intakte Rüden und bei läufigen Hündinnen das Abwehren von Rüden (bei übermäßigem Kontakt)
--> Hundesport (im Übermaß)

Stressoren durch Entzug von primären Bedürfnissen
--> Wasser
--> Futter
--> Schlaf
--> Bewegung
--> zu wenig Ruhephasen

Leistungsstressoren
--> Prüfungen
--> Überforderung/Unterforderung
--> Strafen psychisch/physisch
--> Versagen
--> Hundesport

physische Stressoren
--> Krankheiten, die die Leistungsfähigkeit beeinflussen
--> Krankheiten, die die Sinnesorgane beinflussen
--> akute oder chronische Krankheiten mit Schmerzen

soziale Stressoren
--> Isolation
--> Umzug
--> Verlust
--> Trauer
--> sonstige Veränderungen

psychische Stressoren
--> Konflikte
--> Erwartungsunsicherheit
--> Angst
--> Kontrollverlust

Was tun gegen Stress?
Stress gänzlich zu vermeiden ist natürlich unmöglich und auch nicht nötig. Es gilt das richtige Maß zu finden. Ein gewisses Maß an Stress ist für die optimale Leistungsbereitschaft sinnvoll und gut für den Körper zu verkraften. Den richtigen Punkt zu finden ist bei jedem Individuum unterschiedlich und abhängig von der Stresseinwirkung, dem Lebensumfeld, der Sozialisierung, dem Gesundheitszustand, seinen bisherigen Erfahrungen und unzähligen weiteren Faktoren. Somit kann es nie eine allgemeingültige Anleitung für gestresste Hunde geben. Es gilt individuell abhängig vom Hund seine Stressfaktoren zu finden und diese zu reduzieren. Wichtig dabei ist, dass man dabei nicht das ganze Umfeld *umdreht*, ansonsten hätte das wieder Stress zur Folge. Es gilt daher den Stress langsam abzubauen.
--> Beispiel: einem Hund wurden schon über längere Zeit ständig - tagein und tagaus - Bällchen geworfen.
Bei diesem Spiel kommt es zu einer ständigen Adrenalinausschüttung viele Male hintereinander. Diese Spiel ist einer Jagdsituation nachempfunden, in der es von Nöten ist, dass Adrenalin ausgeschüttet wird, um die Reaktionsgeschwindigkeit, sowie die Aggressionsbereitschaft zu erhöhen. Diese körperlichen Folgereaktionen hat es somit natürlich auch bei dem allseits beliebten Bällchenspiel zur Folge. So ist es auch leicht erklärbar warum viele Hunde in solchen Situation vermehrt ihre "Beute" verteidigen. Hat es diese Aggressionsreaktion nicht, bleibt dennoch die körperliche Folge des Stresses zurück.
So ein Hund, der dieses Spiel über lange Zeit täglich bekommen hat, wird damit nicht fertig werden dieses Spiel von heute auf morgen zu beenden. Es ist wichtig bei solchen Begebenheiten den Stressor Ballwerfen langsam ausschleichen zu lassen, um zusätzlichen Stress und Frustration zu vermeiden. Es ist wichtig dem Hund neben artgerechter (und die kann bei jedem Hund etwas anders gelagert sein und sicher nicht stupides, stundenlanges Bällchenwerfen) Beschäftigung ausreichende Ruhephasen zu gewähren und dafür zu sorgen, dass er sich regenerieren, entspannen und abschalten kann. Mehr dazu auch im Thema Beschäftigung.

Quelle: Stress bei Hunden von Martina Nagel und Clarissa von Reinhardt
 
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