Balljunkie turns cooler Agility-Hund...irgendwann

DanielaJ

Retterin in der Not
#1
Im Thread zum Thema Diskussionsthemen kam folgene Frage auf:

.....und deshalb würde mich konkret interessieren, wie aus einem span. Balljunkie ein Agilityhund werden kann. D.h. wie aus einem gestressten Hund (denn ich empfinde es als Laie ungesund und geradezu wie süchtig, wie Ilenia mir immer und immer wieder den Ball, Zitrone, Orange, Steine oder was noch alles vor die Füsse geworfen hat und nur noch zitternd gewartet hat, ob ich den jetzt werfen würde, was ich dann nach ein paar Tage dann auch gar nicht mehr gemacht habe) ein ausgeglichener Hund werden kann mit dem sein neues Frauchen liebend gern Agi machen würde. Da Ilenia bald nach BRD kommt und ich sie dann wöchentlich mehrmals sehen werde würde ich ihr gerne ein paar gute Ratschläge mitgeben.
Hintergrund: die Hündin (war sie nicht ein Border oder ein Mix davon?) befindet sich zur Zeit noch in einem Haushalt mit vielen, vielen anderen Hunden, wo es keine Möglichkeit gibt, intensiver auf die einzelnen Kandidaten einzugehen.
Die Arbeit kann also erst hier in Deutschland in der neuen Familie erfolgen.

Also die Fragen an alle (beliebig ergänzbar von jedem hier):

- Wie kommt es allgemein zu so einem obsessiven Verhalten? Warum bekommt ein Hund dabei diesen Tunnelblick?

- Ball komplett absetzen von heute auf morgen oder nur noch sporadisch einsetzen (sofortiger oder schleichender Entzug)?

- was für sinnvolle Alternativmöglichkeiten könnte das Frauchen so einem Hund bieten?

- worauf müsste sie künftig beim Agility, wenn sie einen Hund hat, der schnell hochfährt, achten?

- wie handhabt Ihr das daheim mit Euren (ehemaligen) Balljunkies, womit seid Ihr am Besten gefahren und warum glaubt Ihr, dass genau das funktioniert hat?
 

conny74

Well-Known Member
#3
Also meine Leila (Border Collie) ist auch ein Balljunkie, allerdings nicht so ausgeprägt, wie die Hündin, um die es hier geht. Auf Anraten meiner Trainer *schielzunanette* habe ich den Ball erst mal eine Zeit total verbannt und dann ganz viel Impulskontrolle mit ihr gemacht. Inzwischen spielen wir wieder kontrolliert Ball, d.h. Leila ist so weit, das sie sitzen bleibt, wenn ich den Ball werfe, auf Kommando losläuft und auch den Run mit einem Platz unterbrechen kann, wir sind also schon weit gekommen :D. Ich lasse hier bei uns im Haus keine Bälle rumliegen, sondern ich beginne das Ballspiel und beende es auch wieder. Inwieweit man Balljunkies mit Agility anderweitig auslasten kann, weiß ich nicht, ich vermeide bei meiner Leila jede Beschäftigung, bei der sie zu sehr aufdreht und da würde Agility sicher auch drunterfallen, wir machen ruhige konzentrierte Kopfarbeit, aber sie ist ja auch ein Border, wie das bei Pointern ist weiß ich nicht.
 
#4
dem kann ich mich nur anschliessen. bei mir gehört ballspielen sowieso nicht zum alltag; auf dem spaziergang brauchen wir das nicht, da haben die hunde genug zu tun mit schnüffeln, buddeln, baden, rennspiele machen usw. und wenn einer (quinn!) das bedürfnis hat, was im maul zu tragen, findet sich immer irgend etwas geeignetes. das sucht er sich selbst, aber ich spiele nicht mit. wenn ich mit spielzeug spiele, dann initiiere und beende auch ich das spiel, weil es eben nur zu bestimmten gelegenheiten stattfindet. zuhause liegt bei uns auch nichts rum.
als "belohnung" bei der arbeit ist für uns spielen ungeeignet; der einzige, der während der arbeit gerne spielt, ist quinn, aber der fährt sich auch extrem schnell hoch, und das will ich nicht noch fördern. die anderen haben beim arbeiten kein grosses interesse an spielzeug.

ich würde bei einem derartig fixierten balljunkie absolut keine wurfspiele machen. zerrspiele nach einiger zeit, doch vorerst würde ich ganz darauf verzichten. die hündin wird jetzt sehr viel neues lernen müssen (die ganze grunderziehung, die anfänge von agi usw.) möglicherweise erledigt sich dadurch das thema weitgehend von selbst - vorher war sie ganz bestimmt zu wenig ausgelastet und bekam wohl durch die vielen anderen hunde auch zu wenig aufmerksamkeit. ich würde unbedingt mit ihr klickern, weil sie hier dafür belohnt wird, selbst alternatives verhalten auszuprobieren. ich würde herausfinden, was für sie ausser dem ballspiel belohnend ist. also leckerlis, spiel mit dem frauchen (nicht mit spielzeug!), sanfte zuwendung, was auch immer.
je nachdem würde ich auch nasenarbeit mit der hündin machen, das ist sehr geeignet, um einen hyperaktiven hund "runterzufahren" und gleichzeitig geistig auszulasten.
wichtig ist, dass das neue frauchen nicht zu schnell die geduld verliert und doch wieder einen ball hervorzaubert. aus erfahrung kann ich sagen: das ist wie beim rauchen - wenn man aufgehört hat, reicht meist eine zigarette, damit man wieder rückfällig wird...
 

lucky

Bahnhofsvorsteherin
#5
Anmerken muss ich noch, wenn Ilenia KEINEN Ball findet, buddelt sie solange, bis sie einen Stein hat (von 2 cm bis 10cm) und den legt sie einem dann vor die Füsse und wartet. Wenn man dann weggeht nimmt sie es und sobald man stehenbleibt, hat man das Ding wieder zwischen den Füssen. Falls IHR Ball oder was auch immer unters Sofa rutscht, wird VERZWEIFELT danach gesucht, zur Not auch so, das man das Sofa eben verkleinert, damit man dran kommt.
 
#6
ja, ich kenne das, mein erster hund war auch so. aber das neue frauchen soll erst mal sehen, wie sich ilenia in der neuen umgebung und mit den neuen aufgaben entwickelt. wenn es die option "ball" nicht gibt (und stein ja in der wohnung sowieso nicht), ist vielleicht sowieso vieles anders. allerdings soll sie darauf achten, dass sie vor lauter "auslasten wollen" ilenia nicht überfordert. bereits das zurechtfinden in ihrem neuen umfeld wird für sie ein mentaler und psychischer kraftakt werden...
 
T

Twinkle

Guest
#7
Nata war ja auch so, wenn sie ihren Ball nicht bekam hat sie eben Steine angeschleppt. Sie hat vor lauter Ballgier noch nicht einmal ihr Geschäft verrichtet und gepinkelt hat sie erst als wir wieder zuhause waren (auf den Laminat). Die konnte man dann auch nicht mit Fleischwurst locken - also habe ich gänzliche Wurfspiele abgeschafft und ihr Fährten aus Käsewüfel gelegt - das fand sie ganz toll. Am Anfang des Spaziergangs MUSSTE sie erstmal auf's Klo gehen sonst gab es gar nichts. Wenn sie dann ein paar mal machte legte ich die Fährte. Alle paar Tage gab es dann zur Belohnung für ein paar Minuten den Ball.

Nata macht heute mit Begeisterung Agility ;-) Sie sitzt und schaut sich die anderen Hunde an - anschliessend löst sie Aufgaben die sie vorher noch nie machen musste wie ein alter Hase - Nata ist so genial, so schlau und S4
 
B

bordes

Guest
#8
- Wie kommt es allgemein zu so einem obsessiven Verhalten? Warum bekommt ein Hund dabei diesen Tunnelblick?

Sehr hoch im (Beute /Jagd-)Trieb stehende Hunde reagieren recht schnell auf die typischen Wurfspielchen (Stock / Ball etc.) mit einem regelrechten Suchtverhalten. Durch das ständige (hinterher-)hetzen werden "Glückshormone" ausgeschüttet die aus dem Hund eben einen Junkie machen, der, wie menschliche Junkies, täglich seinen "Schuss" braucht. Diese Hunde durften nie lernen konzentriert zu arbeiten. Sie können sich nicht selbst beherrschen.

- Ball komplett absetzen von heute auf morgen oder nur noch sporadisch einsetzen (sofortiger oder schleichender Entzug)?

sofortiger Entzug des Balles und Wurfspiele jeglicher Art sind (erstmal) Tabu, dafür Beginn anderer "Spiele", wichtig bei allen neuen Beschäftigungen, diese in kleinen ruhigen Schritten aufzubauen und in geduldigen Mini-Schritten an der Impulskontrolle des Hundes zu arbeiten. Zergeln, Futterspiele, Arbeit mit dem Futterdummy, Reizangeltraining etc.

Wenn der Hund mit anderen Gegenständen einen gewissen Stand der Kontrollierbarkeit erreicht hat kann man das mit dem Ball nochmal antesten, wobei man feststellen wird das der Hund immer zu dem "Suchtverhalten" neigen wird

- was für sinnvolle Alternativmöglichkeiten könnte das Frauchen so einem Hund bieten?

Zergeln, Futterspiele, Arbeit mit dem Futterdummy, Reizangeltraining, Treibball etc.


- worauf müsste sie künftig beim Agility, wenn sie einen Hund hat, der schnell hochfährt, achten?

kleine Einheiten in denen der Hund nicht hochfährt, ruhiges konzentriertes Arbeit, mehr Wert auf genaue Bewältigung der Hindernisse legen als auf Geschwindigkeit. Agi als Hobby kann auch mit solch einem Hund möglich sein, doch als Sport ausgerichtet und ohne begleitende Impulskontrollübungen wird man schnell einen Agijunkie haben

- wie handhabt Ihr das daheim mit Euren (ehemaligen) Balljunkies, womit seid Ihr am Besten gefahren und warum glaubt Ihr, dass genau das funktioniert hat?

Übungen wie oben beschrieben, grad Treibball bietet eine tolle Möglichkeit den Hund wieder an Bälle heranzuführen und ein hohes Maß an Kontrollierbarkeit zu erreichen.

Da man einen Trieb nicht abstellen sondern nur kontrollierbar machen kann, sind eben die Impulskontrollübungen das A und O bei einem solche Hund. Ebenso wie das Bewusstsein des HH für Ruhe, Geduld und kleine Übungseinheiten.
Es ist eine große Herausforderung solche Hunde in andere Bahnen zu lenken, doch es ist machbar :)

lg

Andrea
 
X

xita

Guest
#10
Im Thread zum Thema Diskussionsthemen kam folgene Frage auf:

- wie handhabt Ihr das daheim mit Euren (ehemaligen) Balljunkies, womit seid Ihr am Besten gefahren und warum glaubt Ihr, dass genau das funktioniert hat?
arany gehörte auch zu den höchstgradig süchtigen und würde ich wieder wie früher werden, wäre er auch ganz schnell wieder hochgradig mitten in der sucht ;-)

tipp damals von nanette... nachdem sie gesehen hat, wie arany abfährt.... weg mit dem ball! ich war total entsetzt :eek:
also von heut auf morgen jegliches ballspiel weggelassen. erst mal geschaut, was arany stattdessen anbietet bzw sich sucht. und oh wunder, er hat dann allmählich seine umwelt wahrgenommen. er fing an zu buddeln, zu schnüffeln und wurzeln zu töten. dazu haben wir angefangen zu zergeln (was ich bis dahin gar net gemacht habe), dummy.

heute hole ich ab und an schon den ball wieder raus. aber dies nur, wenn er ganz toll mit mir trainiert hat. auch wird heute immer mehr net "nur so" ball geworfen. (frauchen wird manchmal rückfällig :rolleyes:) vorheriges absitzen und erst nach "ok" darf er losrennen.

und sobald ich den ball net mehr werfe, ihn also nur noch in der hand habe, geht arany wieder seines weges. ok, es wird noch mal per blick "nachgefragt", ob wirklich nun schluss ist :D ... solange es aber so abläuft, darf er ab und an nach seinem ball rennen. thup

auch wenn ich mich damit anfangs recht schwer tat, war es eine super veränderung für arany.

angenehmer nebeneffekt ... arany ist net mehr so wuschig, wenn er ballspielende kinder sieht thup
 

Rusty

Morgenmuffel
#12
mal zwei Fragen: 1. was ist zergeln? Zerrspiel?

2. Um einen Junkie runterzufahren wird das Spiel mit der Reizangel als Alternative empfohlen, aber geht das nicht in ein ähnliches Schema wie mit dem Ball, dass der Hund hochgefahren wird?

Wichtig wäre es m.E. bei allen Spielen mit Hund, sei's Zerrspiele, Wurfspiele das darauf hingewiesen wird, dass der Hund vor dem Spielbeginn warm gelaufen ist, denn all diese abrupten Bewegungen gehen ja auch ganz schön in die Gelenke.... Wird leider so gut wie nie erwähnt, auch bei Rütter und Co nicht - oder bin ich da nach Jahren mit einem Hund mit Gelenksproblemen zu übervorsichtig geworden?
 
#13
das mit den gelenken ist absolut richtig, und es wird auch in vielen büchern und von seriösen trainern darauf hingewiesen...das problem bei ilenia, um die es hier geht, ist aber nicht, dass immer mit ihr gespielt wurde. im gegenteil - sie hat sich diese beschäftigung selbst gesucht, weil niemand da war (verständlicherweise!), der sie ihren bedürfnissen entsprechend gefo(ö)rdert hat...
 
#14
übrigens könnte ich mir vorstellen, dass longiertraining auch was für ilenia wäre...(hat das schon wer geschrieben? bin zu faul, den ganzen thread nochmal durchzulesen :eek:)
 
X

xita

Guest
#15
mal zwei Fragen: 1. was ist zergeln? Zerrspiel?
also das zergeln veranstalten wir so:

zergel wird an dem körper gehalten... hundi darf es dir net wegnehmen, sondern brav warten, bis du den zergel frei gibst.


dann wird kräftig gezogen, gerangelt, ja einfach spaß zusammen machen..



aber ein frauchen muss schon aufpassen....:rolleyes:





spaß beiseite... das macht schon spaß und arany hat gelernt sofort loszulassen, sobald ich das zergel am körper halte.
 

Rusty

Morgenmuffel
#17
ach soo, Ihr meint damit spielen mit der Beisswurst, respektive dem Boudin, wie wir Schweizer auch sagen - alles klar:D
Darf ich noch was anmerken ohne Dir auf die Flossen zu treten? Versuch darauf zu achten, dass Du damit nicht zu hoch spielst, dh, der Hund den Kopf nicht zu sehr in den Nacken legt wenn Ihr gegenseitig "zergelt". Grundsätzlich sollten diese Art Spiele möglichst auf Hundehöhe stattfinden, hab ich mal gelernt;-) (Ekhard Lind lässt grüssen:D) Toll sind diese Spiele auch, wenn der HF sich auf den Boden setzt und auf Körperkontakt spielt, mal unter den Beinen durch, über die Beine weg etc.
Fingeraua kenn ich auch, mein Rusty war bei solchen Sachen sehr schnell auf 180 und hat dann nicht mehr so gut aufgepasst, Aron ist ihm auch in dieser Hinsicht zt etwas ähnlich *grummel*... Da aber Rustylein etwas Mühe mit seinen Gelenken in den Hinterbeinen hatte, hab ich mich vom Zerrspiel verabschiedet, geht halt auch arg in die Hinterhand und in den Nacken, wenn man nicht sehr gut Mass hält. Mit Aron und Fidjo mach ich's zT, aber sehr dosiert, nur aufgewärmt und nie zu lange....

Für mich immer noch nicht geklärt ist die 2. Frage, ob man mit der Reizangel nicht immer noch in die ähnliche Schiene läuft wie mit Ball/Kong und Co, sprich, den Hund zu stark hochpowert, wenn er extrem beutestark und hibbelig ist? Wär toll, wenn mich diesbezüglich wer von den Könnern aufklärt?
 
Zuletzt bearbeitet:
#18
das befürchte ich auch, jedenfalls am anfang...
wenn ilenia zu mir käme, würde ich auf jeden fall versuchen, sie für andere tätigkeiten zu motivieren, die gar nichts mit ball, beute usw. zu tun haben...
 
X

xita

Guest
#19
Darf ich noch was anmerken ohne Dir auf die Flossen zu treten? Versuch darauf zu achten, dass Du damit nicht zu hoch spielst, dh, der Hund den Kopf nicht zu sehr in den Nacken legt wenn Ihr gegenseitig "zergelt". Grundsätzlich sollten diese Art Spiele möglichst auf Hundehöhe stattfinden, hab ich mal gelernt;-) (Ekhard Lind lässt grüssen:D)
ich fühle mich überhaupt net "auf die flossen getreten". und du hast recht. stimmt, ich hab da net mehr dran gedacht. zum glück machen wir das immer nur kurz, sonst pusht er sich zu hoch. ;-)
 
B

bordes

Guest
#20
Für mich immer noch nicht geklärt ist die 2. Frage, ob man mit der Reizangel nicht immer noch in die ähnliche Schiene läuft wie mit Ball/Kong und Co, sprich, den Hund zu stark hochpowert, wenn er extrem beutestark und hibbelig ist? Wär toll, wenn mich diesbezüglich wer von den Könnern aufklärt?
Natürlich KANN man mit der Reizangel ebensoviel falsch machen wie mit Ball & Co.

Man kann aber auch, sinnvoll aufgebaut "gemeinsam" mit dem Hund einen vorhanden Trieb ausleben und das kontrolliert und dabei eben auch an der sog. Impulskontrolle arbeiten. Wie immer gilt sinnvoll und mit Maß.

Das sicherlich zu Anfang andere Dinge Priorität haben steht außer Frage, doch auch Bewegung / Auslastung sind ein wichtiger Aspekt und da KANN die Reizangel eben durchaus sinnvoll sein :)
 
Oben