Alltag im Seniorenhaushalt

DanielaJ

Retterin in der Not
#1
Margit hat es ja in einem anderen Thread schon angesprochen:
der Alltag mit Senioren ist mitunter sehr speziell.

Auf der einen Seite ist es natürlich traurig zu sehen, wie der ehemals lebenslustige Vierbeiner immer mehr "verfällt". Aber auf der anderen Seite kommt es gerade dadurch immer wieder zu ungewollt komisch Situationen, charmanten Begebenheiten, etc.

Immer wieder ein Klassiker bei uns ist Amy, die nun mit ihren geschätzen 12-14 Jahren und beginnender Demenz immer wieder für die speziellen Momente im Alltag sorgt.

Gestern war es wieder mal so weit:

Ich kam von der Arbeit nach Hause und was macht Hund dann logischerweise?
"Frauchen, hey, Du bist zurück, wie toll!"
Freude auf beiden Seiten.
Man kommt langsam an und zur Ruhe, setzt sich hin, unterhält sich mit dem Mann, trinkt entspannt eine Tasse Tee, die treue Hündin zu Füßen dösend.......


.... 20 Minuten später....


....die treue Hündin wacht auf.
"Frauchen, hey, Du bist ja schon da, wie toll!"
-"Äh..... ja, Amy, ich freu mich auch, Dich zu sehen..... erneut."
Zuneigungsbekundungen auf beiden Seiten.

Der brave Vierbeiner trottet mit in die Küche, beobachtet akribisch sämtliche Handbewegungen (könnte ja um Futter gehen, nüch?), steht im Weg rum, geht aus dem Weg, steht im Weg rum.......


..... und stellt irgendwann fest:

"Frauchen, hey, Du bist ja auch da, wie toll!"
"Ähm..... ja, Amy.....ganz toll!"

:rolleyes:

Nachdem der Hund dann irgendwann realisiert hat, dass man auch tatsächlich da ist, kann er einem dann auch entspannt bei den allabendlichen Vorbereitungen für die Nachtruhe "helfen" (alias: im Weg stehen, aus dem Weg gehen, im Weg stehen, etc.).
Die aktuelle gesundheitliche Konstellation der Vierbeiner macht es erforderlich, an der Stelle im Wohnzimmer, an der bisher der Wassernapf steht, nun den Futterständer für Paul aufzustellen.
Der Wassernapf steht nun einen Meter weiter links, neben der Palme.
Selbstverständlich wird Oma Amy der neue Standort des Wassernapfes ausgiebigst erklärt und erläutert.
"Guck mal, Amy, DA ist der Wassernapf, trink mal was!"
- "Oh, Wasser, wie toll....und das jetzt hier.....mmmh, lecker, ganz frisch!"
Schön, Hund hat es verstanden......


.... oder auch nicht. 30 Minuten später steht Amy fassungslos an der alten Wassernapfstelle und beschwert sich über die schlechte Dienstleistungshaltung des Zimmerservices.
"Haaaallllooohooo..... ich habe Durst! Wird man hier mal irgendwann bedient??"

Kurzerhand wird also wieder umstrukturiert und der eine Napf im Futterständer ausserhalb der Fresszeiten wieder zum Wassernapf umfunktioniert.
Demonstratives Füllen eben selbigen vor Amys Nase....

"Ah, Wasser, wie nett....."

Sprach's, drehte sich um, schlappte zu dem Napf neben der Palme und trank erst mal ausgiebigst......

:rolleyes:

To be continued - gerne auch von anderen Seniorenhaltern und ihren Erlebnissen.... ;-)
 

MORTISHA

Kranke Schwester
#2
S4

:DDer brave Vierbeiner trottet mit in die Küche, beobachtet akribisch sämtliche Handbewegungen (könnte ja um Futter gehen, nüch?), steht im Weg rum, geht aus dem Weg, steht im Weg rum.......

:eek:wohnt Xantara bei euchthupgenaustens beschrieben,irgendwann brech ich mir mal die Hackxen
weil Madam sich nicht endscheiden kann wo hin sie laufen will:mad:

danke Daniela..... ,ich hab mich mit der Situation langsamm angefreundet obwohl es schon manchmal schwer ist sie so zu sehen,mein Mann ist da viel lockerer,holt mich auf den Boden zurück.......er sagt sie muss dir nicht leid tun,nimm sie so wie sie ist.
 
#3
Meine Seniorin ist zum Glück noch nicht soweitthup sie schläft sehr viel und sicherheitshalber (hier stehen häufig reichlich Hundebeine im Weg:eek:) hat sie ihren Schlafplatz am Tag in der Küche unter dem Frühstückstisch ausgesucht. Wie ich bereits mehrfach erwähnte, hört Püppi sehr schlecht. Beim Zubereiten der Mahlzeiten für die Hunde entsteht immer eine gewisse Unruhe, die ich speziell bei Matti als Auslöser der Unruhe mit Danielas Konditionierten Entspannung einzudämmen versuche. Inzwischen erfaßt auch Ayla eine Erwartungsunruhe und sie "schmeißt" sich leise piepsend an mich heran. Noch ruht Püppi auf ihrem Platz. Noch:D
Dann folgt die Verteilung der Näpfe in festgelegter Reihenfolge und während ich mit den gefüllten Näpfen von der Küche (leider ohne Tür) im Flur die Näpfe balancierend verteile, legt Püppi lauthals mit ihrer Forderung nach Futter los. Manchmal frage ich mich, ob sie wirklich so schlecht hört:D
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#4
Eine Situation vergessen:

Nachts um halb drei..... Frau M. wird aus dem Schlaf gerissen, weil Madame Amy zur Terassentür tapert.... zurück ins Zimmer..... zur Tür.... jummert....zurück ins Zimmer... zur Tür....

Frau M. quält sich also aus dem warmen, weichen, kuscheligen Bett, stapft durch das eiskalte Zimmer zur Tür, öffnet, huscht unter die Decke zurück und wartet darauf, dass Hundsviech nach draußen geht, sein Geschäft verrichtet und wieder reinkommt.....


...während Hundsviech mit schiefgelegtem Kopf nachdenklich in der offenen Tür steht und überlegt, was es jetzt eigentlich tun wollte......

Ach ja! Schlafen gehen.

Also dreht Hundsviech um, dackelt zurück ins Zimmer, legt sich ins Körbchen und ist innerhalb von Sekunden seelenruhig eingeschlafen...

....während Frau M sich aus dem warmen, weichen, kuschligen Bett quält, durch das eiskalte Zimmer zur Tür stapft, selbige schliesst, zurück unter die Decke huscht und sich schwört, dem vermaledeiten Weibsbild am nächsten Abend eine Windel anzuziehen!
 

Bea

Wichtel-Fred
#5
Eigentlich ist es auch lustig , aber ich bin froh noch von diesen Situationen verschont zu sein :rolleyes: vom Kater kenn ich das und von Hugo, die war eh etwas behindert.

Wir hatten zu Hugos Zeiten (Katze) Teppichboden auf der Treppe. Hugo zog ihre Krallen zuletzt nicht mehr ein, sie lief die Treppen hinunter oder rauf und klinkte sich in den Teppich ein. Meistens schlug sie einen Purzelbaum und kam selbst aus dem Teppich frei. Es gab aber auch Tage wo ich sie befreien mußte, nicht einmal sondern gefühlte 100 x täglich.
ZUm Schluß bin ich immer hinterher wenn sie zur Treppe ging, hatte Schiss das was passiert.
Sie bekam auch auf der Treppe Organversagen und verlor das Bewustsein :(
 

MORTISHA

Kranke Schwester
#6
Eine Situation vergessen:

Nachts um halb drei..... Frau M. wird aus dem Schlaf gerissen, weil Madame Amy zur Terassentür tapert.... zurück ins Zimmer..... zur Tür.... jummert....zurück ins Zimmer... zur Tür....

Frau M. quält sich also aus dem warmen, weichen, kuscheligen Bett, stapft durch das eiskalte Zimmer zur Tür, öffnet, huscht unter die Decke zurück und wartet darauf, dass Hundsviech nach draußen geht, sein Geschäft verrichtet und wieder reinkommt.....


...während Hundsviech mit schiefgelegtem Kopf nachdenklich in der offenen Tür steht und überlegt, was es jetzt eigentlich tun wollte......

Ach ja! Schlafen gehen.

Also dreht Hundsviech um, dackelt zurück ins Zimmer, legt sich ins Körbchen und ist innerhalb von Sekunden seelenruhig eingeschlafen...

....während Frau M sich aus dem warmen, weichen, kuschligen Bett quält, durch das eiskalte Zimmer zur Tür stapft, selbige schliesst, zurück unter die Decke huscht und sich schwört, dem vermaledeiten Weibsbild am nächsten Abend eine Windel anzuziehen!

.............:lachen:
 
#7
chulo (kater) ist genau so, wie dani ihre amy beschreibt :eek: aber schliesslich ist er auch schon 18, da darf man schon tüddelig sein :D
schlimmer finde ich es bei yuri (hund), der erst 8 1/2 ist :( aber leider stimmt bei ihm sowieso im kopf irgendwas nicht, und ich drücke mich seit wochen um einen tierarzttermin rum...
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#9
So ein Leben als Senior ist schon aufregend.

Da trifft man mal so ganz unverhofft auf einer der täglichen (wer weiss das schon?) Hofrunde neue Artgenossen. Ehrlich! Die hat man noch nie gerochen!

Neugierig und interessiert wird also umgehend eine Analkontrolle durchgeführt, man tastet sich heran, schnüffelt nochmals ausgiebigst am anderen Hund......


......als einem siedend heiss einfällt:


VERDAMMT! WIR WOLLEN JA KEINE FREMDEN HUNDE AUF DEM HOF!!!!

Also sofortige Meldung von Hirn an alle Systeme:

Attacke! Verteidigung des Eigentums! Vertreibung des impertinenten Eindringlings!!!

Was die Systeme auch umgehend umsetzen.....

Zugegeben, die Attacke eines wackeligen Hundeömchens, das dabei noch vor lauter Aufregung die Balance verliert, erst mal hinten wegsackt, um dann verdutzt dasitzend zu überlegen, wie sie sich nur in so eine Situation hat manövrieren können (und was wollte sie überhaupt nochmal??), ist nicht wirklich ernst zu nehmen.....

.....denkt sich wohl auch dieser neue Artgenosse, der seelenruhig dem seltsamen Gebaren der ollen Lady zuschaut, um sich dann gemächlich ins Haus zu trollen, auf die Couch zu fläzen und zu überlegen, seit wann die Hundedame an seiner Seite eigentlich begann so schusselig zu werden.....

Nicht, dass er sich beschweren würde. Immerhin vergisst sie ja in schöner Regelmässigkeit, ihre Kauknochen zu Ende zu fressen.....
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#12
Freude und Leid liegt in einem Seniorenhaushalt oft beieinander.
Während Amy uns durch ihre Demenz und ihre Altersdusseligkeit immer wieder wahrhaft komische Momente bereitet, mussten wir nun am Dienstag überraschend einen unserer Seniorenkater über die Regenbogenbrücke ziehen lassen.
Die Erkenntnis, dass nichts von Dauer ist und dass wir auch die anderen im Laufe der nächsten zwei Jahre vermutlich nahezu alle verlieren werden, liegt im Moment wie ein Stein im Magen.

Dennoch versuchen wir die gemeinsame Zeit mit allen Nasen so gut wie möglich zu geniessen.

Ich werde nie verstehen, warum so viele Leute älteren Tieren ablehnend gegenüberstehen. Die Abgeklärtheit zu erleben, die die Senioren im Alter mit sich bringt, die Ruhe und die oft liebenswerte Schrulligkeit ist etwas, was den Alltag mit einer Seniorenbande einfach unbeschreiblich macht.
Auch wenn es zeitlich begrenzt sein mag - ich bin froh, dass ich die Nasen alle um mich habe. So wie sie sind: einmalig und wunderbar.
 

Finja

Toblerönchen
#13
:(...tut mir sehr leid Daniela!! Ich liebe die alten Tiere auch sehr, wie Du schreibst ist es eine meist relativ kurze Zeit, aber die umso intensiver. Ruhe in Frieden Samtpfote.
 

Internette70

Tapferes Schneiderlein alias Knutilie
#14
Das tut mir sehr leid für dich, Daniela :knuddel:
Bei den älteren Fellnasen, weiß man, das es ein Spiel auf Zeit ist, aber wenn der Tag dann wirklich gekommen ist ....:eek::eek:
Es ist ein schlimmer Verlust und zurück bleibt nur die liebevolle Erinnerung
 

geronimo

Männerbeauftragter
#17
Eigentlich weiss man schon am Anfang, dass man ein Tier normalerweise zu seinen Lebzeiten gehen lassen muss.

Für uns ist ein Hund nur eine Episode in unserem Leben (nicht falsch verstehen!!), für einen Hund sind wir sein Leben.

Ich weiss noch als unsere Tara in die Jahre kam. Irgentwann konnte sie unsere tgl. Runde nicht mehr mitlaufen. Also entschied sie sich, dass sie in einem kleinen Wäldchen auf uns wartete, bis ich mit mit meinem Ivan wieder vorbei kam. Ich glaubre nicht, dass jemals jemand gemerkt hat, dass da ein Schäferhund im Gebüsch lag. thup

Dirk
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#19
Bei Amy scheinen die Ginko-Tabletten in der Tat langsam volle Wirkung zu entfalten. Mit einem Nachtlicht zum Orientieren beschränken sich nächtliche Aktivitäten auf ab und zu mal schnell raushuschen zum Pieseln (statt in der Tür stehen zu bleiben.... wieder ins Zimmer zu dackeln... zur Tür zu dackeln... ins Zimmer..... ins Körbchen pieseln.... an die Tür dackeln....).
Seit der Zugabe von Ingwer erscheint sie auch generell etwas fitter zu werden.

Paul, der EPI-Kandidat, ist nun mit einem ausgeklügelten Diätfutter-Futterergänzungsmittel-Futterplan ebenfalls topfit und selbst Schmerzmittel müssen wir nur noch das absolute Minimum geben.

Rumpy ist.... puh.... sich nicht der Tatsache bewusst, dass man mit 11,5 Jahren eigentlich mal langsam alles etwas gemächlicher angehen könnte. Contenance, Impulskontrolle, etc. sind Dinge, bei denen wir uns nun geeinigt haben, es nochmals zu üben, wenn er 17 ist oder so.....

Tibi ist Tibi. Couch oder Sonnenplatz, dazwischen gibt es nicht viel. Aber sie ist ja auch erst 8 Jahre. ;-)

Tja, die Katzenbande macht uns dagegen eher Sorgen. Seitdem Leopold, der Älteste, am Dienstag über die Regenbogenbrücke gegangen ist, sind die beiden "Youngsters" (im Alter von 13 Jahren) noch deutlich am Trauern. Gefressen wird nur das Allernötigste. Wenn überhaupt. Selbst Madame Unabhängig Paula ist extremst schmusebedürftig geworden und dackelt einem überall hinterher. Während Louise, Ludwig und Paula noch körperlich fit zu sein scheinen, machen wir uns natürlich durchaus so unsere Gedanken, was passiert, wenn die nächste uns verlassen wird...
Louise - die Chefkatze - würde die beiden Jüngeren den letzten Rückhalt nehmen. Und wenn eines der beiden Geschwisterchen gehen müsste.... puh, nicht dran denken.
Aktuell basteln wir auf jeden Fall provisorisch an einem "Notfallplan", sollte tatsächlich am Ende nur noch eine Katze vorhanden sein (was ja früher oder später der Fall sein wird).

Gedanken zum Sonntag, die man sich eigentlich lieber nicht machen möchte. Die aber nun mal unabdingbar sind.....
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#20
Paul hatte eine schlechte Nacht gestern. Er wachte ständig auf und "guckte" mich leidend wach. Das kennt der eine oder andere vielleicht. Man wacht auf, wundert sich noch im Halbschlaf, warum überhaupt - und wenn man die Augen aufschlägt sind wenige Zentimeter vor dem eigenen Gesicht große Hundekulleraugen, die einen anstarren...... :rolleyes:
Was los war - keine Ahnung. Aber er kam einfach nicht zur Ruhe. Also hat sich Muddi mit großer Kuscheldecke kurzerhand mit ihrer Bettdecke zum Buben ins Hundebtt gelegt, worauf er sich dann wohlig in die Decke kuschelte und zufrieden an ihren Bauch schnarchend tief und fest einschlief.......


.... Muddi nicht. So ein Hundebett ist irgendwie nicht wirklich soooo komfortabel. Nur was tun? Man kann ja den Buben nicht einfach wieder wecken und die Decke klauen und so. :confused:

Wat soll's. Man kann ja auch in die Klamotten schlüpfen und mit der dünnen Tagesdecke pennen. Zugegeben, die Augenringe am nächsten Tag waren irgendwie doppelt und dreifach vorhanden. Aber dem Hund ging es gut. thup

Dafür guckt er jetzt gerade wieder wie das Leiden Christi auf vier Beinen.....auf Schaffell gebettet und in dicken Parka gewickelt.....was ein Hundeleben, kann ja wohl nicht angehen... :rolleyes:



Dafür hat Amy im Moment aber mal wieder richtig Spass am Leben, die Grinsemadame. Unterstützt Muddern eifrig bei deren Bauchmuskeltraining.......

"Muddi, was machst'n Du da so komisch sitzend liegend auf dem Boden?"
- "Amy, ich trainiere meine Bauchmuskeln, damit die den Rücken ein bisschen besser stabilisieren. Und da, wo Du Dich gerade hingestellt hast, wollte ich soeben meine Beine ablegen, die nun irgendwie ziemlich angestrengt in der Luft hängen..... Meinst Du, Du könntest eventuell einfach weitergehen...?"
"Ääääh..... warte mal, ich denk mal drüber nach..... also.....äääh..."
- "Amy, HEUTE NOCH.... bitte...... *ächz*"
"Muddi, is alles gut, Du guckst so angestrengt?????"
- "AMY, geh BITTE zur Seite!"
"Ach so, sag das doch gleich....."

Ich glaube, in Kürze dürfte ich nun also mein Sixpack haben. Zumindest dem Muskelkater nach, der sich gerade einstellt.....

Amy jedoch geniesst einfach unbeschwert das Herbstwetter und die letzten Sonnenstrahlen...

 
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