AW: Finjas Ängste
Hallo!
Lea ist bzw. WAR ja auch so ein Angsthund. Die kleine Spanierin hatte wohl schon eine Menge Schlechtes oder zumindest wenig Gutes erlebt.
Deshalb habe ich mich viel mit dem Thema beschäftigt, vielleicht kann ich Dir ein paar nützliche Tipps dazu geben. Es würde mich freuen, wenn es bei Euch auch funktionieren würde.
Inzwischen gebe ich in einer TA- Praxis sogenannte Medical Training- Stunden für Welpen und Junghunde, um sie an die Praxis- Umgebung und das sich- untersuchen- lassen zu gewöhnen, sodaß sie später weder ängstlich noch angstaggressiv werden. Das bedeutet sowohl für den Hund als auch für den Halter wesentlich weniger Stress und mehr Sicherheit für Halter und Tierarzt. Viele dieser Dinge kann man aber nicht nur in der TA- Praxis sondern auch zuhause oder unterwegs gebrauchen. Wichtig ist nur, daß man in kleinen "Portionen" immer mal wieder kurz übt.
1. ) Verständnis und Einstellung
Ich stimme den anderen darin zu, daß Finja Zeit braucht. Auch ich lasse es nicht zu, wenn jemand unbedingt Lea streicheln will, sie aber Angst hat.
Ich schütze sie dann vor dem Fremden und erkläre ihm, er solle das bitte lassen. Ich finde, ein Hund muß sich nicht von jedem angrabbeln lassen.
Wenn er dann nicht die Möglichkeit hat, einfach zu gehen, muß ich eben einschreiten und ihn schützen. -> Meine Meinung.
2.) Unbekanntes "nebenbei" kennenlernen
Du könntest öfter mal Folien (z.B. Alufolie oder so), Tüten, Laken oder ähnliches in meiner Wohnung auf den Fußboden legen, so daß Finja "zuuuuufällig" erst dran vorbei und dann drüber läuft. Das Drüberlaufen oder drauf stehen bleiben etc. dann belohnen.
Gegenstände, vor denen sie Angst hat, einfach mal auf den Boden legen, Leckerlies drauf und drumrum legen, ignorieren. Sie ist ganz allein mit dem Gegenstand, die Wohnung ist ruhig und sie hat die Gelegenheit, sich z.B. den Staubsauger oder Regenschirm mal in Ruhe anzusehen. Die Leckerlies bestätigen immer genau im richtigen Moment automatisch: wenn sie dem Gegenstand nah ist.
3.) Selbstvertrauen aufbauen
Bei Hunden ist es ähnlich wie bei Menschen: wer schwierige Situationen meistert, festigt sein Selbstvertrauen. Wenn Du mit Finja draußen bist, laß sie Aufgaben meistern, z.B. über einen Baumstamm spazieren, auf einen großen Stein oder eine Bank springen und wieder runter, über Brücken laufen etc. Und natürlich immer LOOOOBEN, ganz klar.
Klingt vielleicht weit hergeholt, aber es klappt tatsächlich!
4.) Hilfsmittel nutzen
Hast Du schonmal versucht, zu clickern? Ich habe es nun endlich vor ein paar Wochen angefangen und erlebe nicht zu ahnende Fortschritte bei Lea, obwohl ich erst dachte, das ginge schon gar nicht mehr!
Auch das Clickern hilft beim Selbstvertrauen aufbauen, stärkt Eure Bindung, lastet sie (zumindest teilweise) aus und macht einfach Spaß!
Auch über D.A.P. würde ich nachdenken. Dieses synthetisch hergestellte Pheromon, das natürlicherweise vom Gesäuge der säugenden Hundemutter ausgeströmt wird, beruhigt und bringt einen Wohlfühleffekt für den Hund.
Es gibt es als Stecker für die Steckdose (so wie diese Raumdüfte), als Spray und als Halsband. Es wirkt allerdings nicht bei JEDEM Hund, man muß es ausprobieren. Und es braucht immer erst eine Weile, bis es sich in der Luft so verbreitet hat, daß es dem Hund nützt.
Als empfehlenswert empfinde ich das auf jeden Fall. Ich habe schon von vielen gehört, denen es (in Verbindung mit Training) geholfen hat. Sowas gibt´s auch für Katzen, da heißt es Feliway, damit hab ich selbst schon sehr gute Erfahrungen gemacht.
5.) Sicherheit "mitnehmen"
Oft hilft es, in unbekannte, beängstigende Situationen bekannte Dinge mitzunehmen. Sie beruhigen und flößen Vertrauen ein, so wie der Teddybär beim Kind!
Für diesen Zweck empfehle ich z.B. das Deckentraining.
Die Hundedecke wird hingelegt, ein Leckerlie drauf fallen lassen, der Hund kommt nur an das Leckerlie, wenn er auf die Decke geht. Nach einer Weile wird das Leckerlie herausgezögert, wenn der Hund auf die Decke geht (egal ob zufällig oder absichtlich) gibt´s wieder die beliebte Belohnung. So dreht sich der Ablauf mit der Zeit um (nicht mehr erst Leckerlie, dann Decke, sondern erst Decke, dann Leckerlie), Hund geht gern auf seine Decke. Die Decke kannst Du dann z.B. ins Auto legen, mit zum TA nehmen o.ä.
6.) "Beruhigungswort"
Eher unbeabsichtigt habe ich bei Lea ein sog. Beruhigungswort eingeführt.
Beim Schmusen kann ich einfach nicht umhin, ihr immer wieder zu sagen, wie LIIIIEB sie ist und wie LIIIEB ich sie habe. Der arme Hund wird regelrecht damit vollgebrasselt.
In kritischen, angespannten Situationen z.B. beim Spazierengehen, Hundekontakten, die kribbelig sind o.ä. sage ich ihr ganz ruhig, sie soll "LIIIEB" sein, und sie entspannt sich sichtlich. Ruhig bleiben und sich von der Angstursache abwenden wird belohnt. So habe ich sie auch in schwierigen Situationen und ohne Leine unter Kontrolle.
Ich hoffe, Du kannst mit meinen Tipps etwas anfangen. Über eine Rückmeldung würde ich mich natürlich sehr freuen.
Liebe Grüße,
Steffi