Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

DanielaJ

Retterin in der Not
#1
  • Teil 1: Das Vollblut

    Das Vollblut (Horsus Galoppus ReXX) entstand in den frühen reiterlichen Anfängen
    England. Über dir Gründe gibt es zahlreiche Spekulationen: Die guten alten
    Shire-Horses passten vom Fleisch-Fett-Verhältnis nicht mehr in die
    Korsagen-Ernährung der damaligen Zeit, man war die Strickleitern leid, das Pony
    Getrabbel und schließlich und endlich entdeckte man, dass es auf dem Festland
    namens Bavaria wohl besser schmeckende Biersorten gab – und brauchte geeignete
    Transporttiere für die Eilkuriere (so trinkt man dort immer noch aus diesen
    Gründen lauwarm).

    Als Basis stand ein Trio an Araber-Hengsten zur Verfügung – die allerdings die
    englische, reservierte Mentalität vor unüberwindliche Hindernisse stellte.
    Araber sind klug, menschenbezogen - und stehen gerne im Mittelpunkt! Wie soll
    man auf sowas ~ elegant ~ aussehen?

    Bei der züchterischen Überarbeitung gelang es außerdem den Vollblütern einen
    Hals zu geben (den sie auch vorwärts-abwärts tragen können), das Aussehen der
    gebrochenen Nase wurde korrigiert und letztendlich erhielten die Tiere auch
    eine Größe die in der Kutsche nicht lächerlich aussieht und einen Widerrist,
    der die Zukunft von Generationen von Sattelmeistern sichert…

    Eigenheiten, Eigenschaften & alles was ein Reiter wissen sollte…

    Das Vollblut verfügt wie der Isländer über 5 Gangarten. Als 4.te Gangart
    zwischen Schritt und Trab zählt der Schrapp und lässt sich genau so bequem
    sitzen wie der Schweinepass. Nach dem Galopp folgt der Flach-und-Wech.
    Ebenfalls so gut zu steuern und zu kontrollieren wie ein Rennpass, halt nur 30
    Stundenkilometer schneller. In dieser Gangart nützt auch ein Hilfeschrei nicht
    mehr – wenn man nicht den Mund voller Fliegen haben will, oder gar riskiert,
    dass aus diesem Tempo das Pferd kurzfristig stoppt oder auf 2 qm Grund kehrt
    macht.

    Die erste Regel beim Besitz eines Vollblutes heißt:

    Beschäftige es – sonst beschäftigt es dich! Man kann es auch anders formulieren:
    Ein Vollblut wird immer reagieren – sinnvoll ist es, wenn es auf den Reiter
    reagiert und sich nix anderes suchen muss?

    Die zweite Regel beim Besitz eines Vollblutes heißt:

    Tut sich nix - gibts nich! Glauben sie es ruhig – mit einem Vollblut wird ihnen
    beim Reiten nicht langweilig. Blüter sind an sich geduldige Tiere – etwa eine
    Bahnrunde lang…oder eine halbe Minute im Gelände...

    Tiere, bei denen obige Regeln besonders ausgeprägt sind nennt man Staun-Hüpfer.
    Staun-Hüpfer sind im Gelände i.d.R. unterbeschäftigt. Den Kopf weit erhoben
    suchen sie etwas, vor dem sie staunend stehen bleiben könnten, kurz alle
    Muskeln durchspannen und dann mit einer 360 Grad-Auswahl davon hüpfen.

    Und sie werden erstaunt sein, vor was ein Blüter alles überrascht ist! Notfalls
    wenn der Weg eben und gerade ist...

    Unerfahrene Reiter neigen dazu, im Anschluss an das Staun-Hüpfen (mehr sich, als
    dem Pferd zuliebe!) mit Beruhigungsformeln:
    „ohh-schön-brav-ist-ja-alles-gut-kein-Problem“ sich die nervliche Überforderung
    von der Seele zu reden. Das Blüterlein, dass sich eben entspannt unter ihm
    schüttelt (na, Reiter, bist du auch wirklich wach?) nimmt dieses Gemurmel als
    Belobigung auf. Und von Lob will man ja immer mehr haben...

    Dem Staunhüpfer begegnet der erfahrene Reiter mit einem einzigen Wort
    (fortissimo):

    *ja-sack-zement-wirst-du-wohl-den-scheiß-bleiben-lassen!!!*


    (...und vermerkt sich, die Kraftfutterration auf ein paar Notbrösel zu
    kürzen...)
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#2
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Teil 2: Umgang und Unumgänglichkeiten


Im Umgang sind Vollblüter unkompliziert. Behaupten alle Vollblutreiter. Man muss
halt nur ein paar Regeln beachten…

a) Personen mit Geschwindigkeitsallergien & Bluthochdruck sollten Blüter
meiden..

b) haben Sie Humor! Besser sie lachen darüber, wenn sie ausgeschmiert werden…

c) gut gebrüllt ist halb bestraft sacht mein Vater immer: Blüter haben sensible
Ohren!

d) seien konsequent, auch wenn der Blüter seine härteste Waffe auspackt: Die
Show


The show must go on!

Die Show ist eine Maßnahme des Blüters und wird insbesondere vor Publikum
angewandt. Jedes Pferd legt sich mal mit dem Reiter an. Der Haffi kann (so
sacht der Frange) garschtig werden, der Isi kann sich super-bomben-steif machen
– Blüter legen eine tierschutzrelevante Show hin:

Sie drehen den Andrenalinspiegel etwas auf, fördern die Schweißausbringung und
versetzen ihre Beine in Gehüpfe. Gleichzeitig forcieren sie los-reiß-Versuche,
rollen mit den Augen und geben das gänzliche Bild eines Tieres ab, das vom
bösen Reiter misshandelt wird oder von dem Dinge verlangt werden (ein
20-cm-Gräbelchen) die ja grundsätzlich eine Überforderung darstellen. Ziel des
Ganzen ist – dem Reiter ein schlechtes Gewissen, und vor Publikum ein
schlechtes Image zu verpassen.

Erfolglos wenn Reiter konsequent ebenso eine Gegenshow hinlegt, überlebt und
dann wird die Sache binnen Sekunden uninteressant und abgeblasen. Bis zum
nächsten Mal und zum nächsten Publikum - the show must go on!
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#3
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Teil 3: Reit-Frust

Der Vollblutreiter ist Gelände erfahren:


a) er sieht Abkürzungen schon von weitem (weil er weiß, sein Pferd sieht sie
auch. ) und


b) Kompass braucht er keinen – schließlich weiß sein Pferd ja jederzeit wo es
heimgeht, siehe a)

Blüter haben ja grundsätzlich Augenschäden und sind extrem weitsichtig:
Das Ende des Feldweges ist für sie immer noch gaaanz weeeit weg - also kein
Grund zum „langsam mal bremsen“ - was heftige Diskussion mit der Meinung des Reiters auslöst.

Er sitzt meist in einem Englischsattel – Westernsättel haben bei recht kurzen
Vollblütern den Vorteil gleich als Nieren/Beckendecke zu dienen – und agiert
sehr vorsichtig: Da jede Aktion von einer prompten Re-Aktion des Pferdels
drunter zur Folge hat, ist das Reiten so leicht zu lernen wie das Fliegen eines
Hubschraubers: Seitwärts, Rückwärts, Stepp & Steig – DIE SCHWIERIGKEIT LIEGT BEIM RUHIGEN GERADEAUS!

Dirigiert wird mit leichten Gewichts-, Stimm-, und Zügellhilfen – kommentiert
wird das vom Pferd mit deutlichem Unwillen bei jedem Zuviel davon…

Und seit der Zeit im jugendlichen Leichtsinn wo ein Haflinger-Halter ihm riet
sein Pferd „mal richtig müde zu reiten“ und er sich heulend 20 km weit weg von
zu Hause befand und das Pferd grade eben warmgelaufen war
„wann-geht’s-weiter-wann-geht’s-weiter* - weiß, er dass er tunlichst daran gut tut – sein Pferd ruhig zu reiten.

Von der Dressurfähigkeit sind Vollblüter hochbegabt: Angaloppieren aus dem Stand können sie ab Fohlenalter, fliegender Galoppwechsel, Außen- und Kontergalopp – kein Problem! Nur – sie setzen es meist grundsätzlich ohne Aufforderung und möglichst noch gegen den Reiter ein (siehe Diskussionen am Feldwegsende), was einem Abrufen dieser Fähigkeiten innerhalb einer festgelegten Dressurprüfung widerspricht. Wär ja auch langweilig!! (siehe Vollblutregel 2).

Irgendwann kommt auch der Vollblöd-Geländereiter mal in ein Dorf – und an
spiegelnden Schaufensterscheiben vorbei.

Oh!!!

Was er dorten in seiner Person & Pferd im Widerschein sieht – hat doch recht
wenig mit seiner Idealvorstellung an geradem Sitz, eleganter Reitweise und
sauber aufgerichtetem Pferd wie er es aus dem Fernsehen kennt zu tun! Ähnelt
wohl mehr einem Kosaken?

Knie fest geschlossen, die Waden weeit weg vom Gaspedal nach vorn gestreckt, den Sitz leicht nach vorne gebeugt (bei Staun-Hüpf-Pferden anzuraten – lieber beim Davonschießen vor der Bewegung als dahinter!) und den Kopf eher eingezogen als stolz…

Innerlich tief verunsichert und nachdenklich tritt er den Heimweg an – wohl
wissend, dass es wohl Leute gibt, die das in der Not Raiten nennen; aber genug Eigenreflexion besitzt eine solche Ausrede für sich nicht gelten zu lassen.

Nun denn – ein paar Reitstunden in einem ordentlichen Reitstall sollten das wohl verbessern helfen?
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#4
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Vollblödreiter trifft Warmblödpferd – oder- WAS ist schon normal?

Da der Kleinkosake ja fürchtet, das es mit seinem Kleinvulkan in einer Umgebung mit vielen Staun-Optionen und noch mehr showempfänglichen Zeigefingerpublikum zu einer Katastrophe kommt – meldet er sich erstmal allein in der Reitschule an.

Und staunt: Lauter Reitelefanten! Und Ponys, die schon sooo kucken, dass er
nie-nicht seine eigenen Kinder auch nur in die Nähe …! Wie kann man die reiten - mit Maulkorb!?

Langsam wird ihm auch Angst und Bang – wenn er sieht wie die anderen Reiter bewaffnet herumlaufen. Glitzernde Sporen, Protektoren, festverzurrte Reithelme und bissige Gerten – ist die Reithalle etwas eine Gladiatorenarena Mensch vs. Gaul!?

Mutig betritt er die Box zum Putzen – nun zumindest sein Pferd macht einen
friedlichen Eindruck. Als die Mitreiter mit deutlichen *Zumpf!* Geräuschen die Sättel in die Rücken ihrer Tragtiere schmeißen – läuft es ihm heißkalt über den
Rücken: Soo etwas bräuchte er daheim nicht probieren, wenn er nicht fliegen
lernen wollte…

In der Halle (mit dem Helm kommt er sich vor wie ein Bobby - krampfhaft wird versucht die Spiegel zu ignorieren) steigt er dann zügig auf (schließlich hat
er daheim gelernt *muttufixhoch-sonstfixhinterher*) sieht seine Kollegen
hinaufkrabbeln und stellt fest: Das es ganz ordentlich ist, mal einen Kragen,
eine Schulter und so einen runden Bauch unter sich zu haben, dass die Beine von selbst anliegen).

Instinktiv beginnt er mit der Entspannungsatmung – während die Kollegen mit
zackigem-Beine-zusammen-schlagen - ääähm - einer korrekter FN-Schenkelhilfe losreiten. Mühevoll zieht er die Kinnlade hoch – irgendwo muss sich ein geheimes Haschlager für die Pferde befinden: Jedes „normale“ Pferd würde doch bei einer derartigen Behandlung ... schauernd bricht er den Gedankengang an sein eigenes Pferd ab – schließlich sitzt er auf fremden 500 kg.

Diese halbe Tonne kommt nun auch in Bewegung und schreitet erhaben - ääähm - schleicht los. Kurz vor der Versuchung abzuspringen und alle 4 Füße zu untersuchen, was denn das Pferd dazu bringt wie auf Eiern zu laufen – nimmt er blinzelnd zur Kenntnis, dass sich alle anderen zu solch einer Schritt-Schleicher-Abteilung formiert haben – und reiht sich – bereit für alles – hinten ein.
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#5
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Reitlehrer vs Vollblödreiter

Beim Schrittschleichen - wobei seine Vorreiter aus unerfindlichen Gründen ihren Pferden ständig drohend mit den Gerten wedeln, wenn ein Pferd mal mit dem Kopf schüttelt „meiner führt sich heute ja wieder sooooo auf !!?“ - betritt nun auch der Reitlehrer (RL) die Halle, auch der Kaffeebecher in der Hand mindert nicht die Zigarettensehnsucht im Gesicht.

Alle Schulpferde richten ihre Aufmerksamkeit nun auf die Persönlichkeit in der
Mitte - was unseren letzten Vollblödreiter (ab jetzt nur noch: VBR) vollends
nervös macht - nicht die Aufmerksamkeit des Pferdes zu haben weckt ~
unangenehme ~ Erinnerungen.

Nach einigen Sitzkorrekturen *wie-sitzt-IHR-denn-auf-dem-pferd-kopf-hoch-beine-rann-und-überhaupt-habt-ihr-noch-nix-dazugelernt* (unser VBR bemüht sich sehr) nimmt die obere Abteilung Haltung an - und die untere fühlt sich nicht angesprochen schrittschleicht noch mehr.

"Abdeilung DERABB" mit einem Schulterstraffen des RL werfen alle Reitelefanten 100-kg-Gewichtsverlagerung in eine Vowärtsversammlung - und traben an. Unser VBR derart aus dem Sattel gehebelt versucht sich - vergeblich - wieder hinzusetzen. Verbissen fixiert auf das Hinterteil des Vordermann - stolpert der Gaul unter ihm vorwärts (der Trab ähnelt eher her einem Billigtrampolin als das von ihm gewohnt leichtfüßig-gesprungene einszweieinszwei)

Wie soll man so was sitzen!? Nach einer halben Runde fühlt sich seine
Wirbelsäule an wie Eiswürfel in einem Cocktailshaker - und endlich weiß er
auch, wo das Scheuerbachsyndrom herkommt!

Aufgeben - is nich! Irgendwie muss sich das doch sitzen lassen - die anderen
schaffen das doch auch (sieht aber bescheuert aus wie da die Hüfte abknickt und das Kopf mitnickt). Leise Heimatsehnsucht macht sich breit.

Der Ton aus der RL wird bissiger (die letzte Zigarette ist schon 35 Minuten
her): Hüfte locker! Knie öffnen!
???

*biddu-verrückt*!? Der jahrelang antrainierte Überlebensreflex? Knie öffnen
nie-nicht!!! Das ist wie ohne-Gurt-fahren im Auto! Weder Geist noch Körper sind willens hier eine Verhaltensänderung zu vollführen.

Nun darf er leichttraben - jetzt wirds wirklich verzwickt. Auf der "richtigen
Hand" - so was hat ihn doch noch nie gekümmert (ein Vollblöd wechselt doch
ständig die Hand und die Richtung) - wozu soll das gut sein!?

Vorsichtig versucht er auch Lockerungsübungen - weil irgendwie gibts beim dem Tier nur eine hartverspanntes Gerade (was ja auch mal eine Abwechslung wäre zum dauerverdrehten Vollblut) und reitet Zirkel. Sofort kommt der übliche Brüller aus der RL-Ecke, das das noch vieeel zu eng wäre nach den ersten 40 Minuten (sonst steigt die Abschreibungsrate – der Gaul soll ja noch soundsoviel ReitStunden halten). Was denn? 3 Meter Radius sollen eng sein !? Enge Kurven sind für einen VBR was anderes! Vor allem wenn sie vom Pferd innitiiert werden und nicht vom Reiter.

Der RL schaut verzweifelt in seine kalt gewordene Kaffeetasse.
„Noch 20 Minuten bis zur Suchtbefriedigung“
(und die Halluzinationen setzen langsam ein)
„Nun gut - noch der Galopp und... ja, keine Frage: Obenbleiben wird der
beratungsresistente Knilch (unser VBR) dahinten ohne Probleme!“

Das geübte Auge des Reitlehrers hat die guten Reflexe und die wache
Beobachtungsgabe aus jahrelangem (Überlebens-) Training erkannt...
„vielleicht wäre dass sogar jemand für die Bekehrung der verrückten Stute in Box 13...?“

Oh lieber nicht, das erträgt der Pseudo-Dressur-Hallenreiter nicht, wenn ein
08/15 Geländereiter sein Pferd... (siehe Moderasse Problempferd &
warum-ist-ein-Pferd-bekloppt).

Endlich – der VBR sieht einen Lichtstreif am Horizont: Endlich die Gangart in
der er zuhause ist – der Galopp!

(Das Warmblöd bekommt langsam Angst: Es war ihm ja schon nicht geheuer, dass dieser Reiter ohne Waffen aufgestiegen ist – der wird doch nicht irgendeine geheime Überraschung parat haben!? Vorsichtsmaßnahme – wir machen uns fest)

Der VBR setzt sich zurecht und checkt wie gewohnt die Bedienungs-Instrumente versichert sich also der Reaktivität seines Untersatzes bevor es losgeht.
Leichtes Zügelaufnehmen für die Aufmerksamkeit? Vorsichtiges Kreuzanspannen und Strecken der Beine? Gewichtsverlageung in der Hüfte? Reaktion – Null.

VBR bekommt einen Schweißausbruch. Die Hoppelabteilung vor ihm galoppiert sauber an (selbst Mädels wo die Stiefelchen nicht länger als die Pauschen sind dreitakten auf und davon) – der Elefant unter ihm verstärkt kurvenschneidend, um nicht den Anschluss zu verlieren, den Trab und der VBR presst Zähne-aufeinander-schlagend hervor *du-blö-hö-des-mist-vieh-wi-hirst-du-woh-hol…*.

An der Bande fängt nun das übliche Gekicher der ubiquitären Reitstallgören an
(die grade mal nicht ordentliche Pferde zu Leckerlie-Junkies machen) – unser
VBR gibt emotional auf.

Er - der Herr des Gegenwindes & Bremsweges - bekommt in der Reitschule einen Gaul nicht in den Galopp. Mit zusammengenkniffenen Augen visualisiert er das Bild der ich-kann-ja-schon-alles-Gören am Rande bei einem Ausritt aus SEINEM Vollblut und verteilt schon in Gedanken Frei(flug)karten hierzu; allerdings kann er dass dann doch nicht mit seinem Gewissen vereinbaren bzw. der Haftpflicht erklären.

Seufzend kommt der RL aus seiner Count-down-bis-Zigarette-Ecke hervor – er hatte das geahnt: Nun darf er Pferd und Reiter auch noch in den letzten Minuten dazu kriegen, mit ordentlicher Hilfegebung (ohne Drohgebärden) einen Galopp hinzukriegen.

Der Galopp ist unserem VBR recht fremd. Ihm, welcher dachte in dieser Gangart so ziemlich alle Variationen in allen Geschwindigkeiten zu kennen.
Es gibt ja gesprungenen, gerannten, gefederten Galopp oder auch einen auf der
Stelle, ja aber es gibt auch geloffenen (viertaktig bei Isländer oder
runtergebremste Westernpferde mit Nase-fast-am-Boden) –
und es gibt diesen, gehebelten Galopp. Ein Schweinepass im Dreitakt, schön aus der Hüfte quer vor auf die Vorderhand gefallen. Super.

Und wehe, wehe man unterlässt die vom RL ständig bei jedem Galoppsprung
angesagte Galopphilfe – schon ist der Schre-he-dd-der-tra-hrab wieder da. Und dass bei einem Reiter, der gewöhnt ist, dass ein Pferd nie, NIE, NIEMALS freiwillig aufhört zu Galoppieren.

Am Ende – tut unserem VBR alles weh. Schleppend bringt er Pferd aus der Halle und alle drei (den RL eingeschlossen) sind froh das es vorbei ist und
unausgesprochen wissen alle drei:

DAS tun sie sich nie wieder an!
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#6
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Akt 1: Multi-Reitereller Austausch – Ort: ein kleiner Pensionsbetrieb

Nachdem nun unser VBR bei seinem VB die heutige Bringschuld mittels
Geländeraserei erbracht hatte kehrte er mit wunden Hintern, verkrampften
Fingern und roten Augen (Gegenwind) wieder nach Hause.

Zur Erholung geht unser VBR auf einen Reiterstammtisch. Dort gehts um
Meinungsaustausch, konkret, dass man andere Leute sucht, die entweder
a) eh schon dieselbe Reitermeinung haben (was selten ist) oder
b) eben nicht - und das Ziel ist, dass ihre Meinung aus-ge-tauscht wird und sie
mit der einzig wahren (der des Gegenübers) nach Hause gehen.

Im Zuge dessen kam es zu einer freundlichen Plauderei mit einer Haffi-Besitzerin
- und man stellte begeistert aus den Erzählungen so viele Gemeinsamkeiten fest!
Besonders interessant fand unser VBR, dass "Haffis auch voll abgehen!". So kam
es denne nach einigen Schnäpsen zu dem Beschluss des Pferde-Austausches zwecks
Horizonterweiterung.

Vorab einige Bemerkungen zu Haflingern.

Ursprung:

Der Haflinger Hippo Alpinus entstammt der einzig fruchtbaren Chimären-Kreuzung
aus einem Wollnashorn (aus diesem Heterosiseffekt konnte es die Eiszeiten
überleben) und früher vorhandenen, von Hannibal verlorenen Kamelen (daher die
blonde Farbe und die Fähigkeit Nährstoffe gut zu verwerten und zu speichern).

Die Ureinwohner der Gebirgsregionen schätzen letztere Eigenschaft sehr und dies
war wohl der Grund zum Rasse-Erhalt für dunkle, kalte Wintermonate - so ein
mittelgroßer Haffi-Schinken passt grad noch in jeden Räucherkamin.

Grundsätzlich ist die Rasse bei der Ordnung der Horsus in die Gattung der
Rundlinge einzusortieren mit der besonderen Unterart der Alles(An)Fresser
(gewagte Horsulogen leiten hieraus eine Verwandtschaft zur Ziege ab a.d.R.).

Diese Eigenschaft hat inzwischen im gesamtdeutschen Pferdebereich für erhebliche
Artverdrängungsprobleme gesorgt - als Neozoen (fremd eingeschleppte Tierarten
a.d.R.) finden sich inzwischen Populationen bis nach Schleswig-Holstein hinauf!

Kombiniert mit der ernormen Fruchtbarkeit diese Rasse (hochnäsige Stuten
behaupten beim Weideschnack unter dem Huf, dass Haflinger gar keinen Stolz
hätten und mit ~ jedem ! ~ ...!? so dass es auch zu vielen
Kreuzungsendprodukten kommt...) und diversen gewieften
Züchter-Marketings-Slogans "Haflinger - DAS Familienpferd!" (gegen die
inzwischen vor dem EU-Gerichtshof mit allen rechtlichen Mitteln vorgegangen
wird a.d.R.) und dem Damoklesschwert jedes Futtermittelhändlers - Haflinger
brauchen nur an Futter riechen um zuzunehmen, ergo kostengünstigste
Futterverwertung - müssen wir uns wohl über kurz oder lang mit dieser Rasse
anrangieren.

Von der Zweitnutzung Zugpferd im Wald blieb vor allem das Motto des Haflingers
übrig: JETZT ERST RECHT! und kann vom Menschen nur positiv genutzt werden, wenn er eine schwere Kutsche am Hang hinauf zerren soll...

Astrologisch betrachtet gehören Haflinger deswegen in das Sternzeichen des
Zwillings (jener mit den zwei Gesichtern) mit Aszendent Skorpion (egal was er
verspricht - er triezt dich doch: Er kann einfach nicht aus seiner Haut).

Vom Karma her findet sich im Haflinger die (Straf-)Wiedergeburt der Schauspieler
- ein Leben lang dick und aus Gründen der Skelettkonzeption fast keine Chance
auf der großen Bühne der Elitesporttuniere Applaus zu ernten.

Vom Charakter her sind Haflinger eine Mogelpackung. In der Natur nennt man es
Mimikri: Geschickt täuschen sie mit einer inzwischen zugelegten Weißmähne mit
Wuschelbonus ("hübsch = nett = freundlich) ein Teddybären-Image vor und nur
geschulte Kenneraugen entdeckten unter diesem dominant-vererbten Äusseren
manchmal das Glitzern eines Arabären in den Augen (Großmutter war fremdgegangen brachte die Familienaufstellung nach Hellinger hervor!).

Hinzu kommt wieder der im Geiste auftauchende Schauspieler - er bringt Menschen
zum Lachen & zum Weinen, und wechselt die Launen wie die Rolle in einer
Komödie.



Aber: Ein Haffi ist sehr gut berechenbar. Die Formel lautet:

Die Wurzel aus (Masse x Beschleunigung) mal (logHirnvolumen) x Paradoxon vom
Föneinfluss plus Reaktionsverschleppung Reiter plus Erfolgserlebnis Pferd minus Gutmütigkeit

Wer intellektuell nicht aus dem Stand heraus in der Lage ist das zu kalkulieren -
ist keinem Haflinger gewachsen und sollte ich auch keinen zulegen!!!

Organisch hat der Haflinger eine gendefinierte Nerven-Rückmeldungs-Störung des
Magenschließmuskels, so kennt er die Bezeichnung und Gefühl "Satt" nicht. Bitte
bei der Haltung berücksichtigen!

Das Gebäude wird recht unterschiedlich beurteilt.
Folgend vom Laien (L) und vom erfahrenen Reiter (ER):

L: Die Mähne ist superhübsch und wuschelt so schön!
ER: Man kann sich auch totputzen und für den Schweif braucht es bei Stuten
Bleichmittel. Die Mähne ist ein guter Notfallgriff.

L: Der Haflinger hat so eine praktische Größe! Nicht zu groß, schön und knuffig!
ER: Das Tier besitzt ausreichend Bodennähe und gut ausgebildete Hebel im Hals und
Rückenbereich. Vorsicht!

L: Der Rücken sieht aus wie ein Sofa.
ER: Wie soll darauf ein Sattel halten!? Antackern? Festschrauben?

L: Die Hufe sind wunderbar hell und ebenmäßig - nicht so schmutzig-schmuddelig!
ER: Ihr Hufschmied schickt Dauerkunden schöne Weihnachtspräsente. Ist der
Zuchtverband bestochen worden!?

L: Wenn das mit dem Be-/Reiten nicht klappt - dann sieht ein Haffi auch
(rumstehend) auf der Koppel gut aus!
ER: Haffis ordentlich einreiten kostet unendlich Mühe - i.d.R. gibt der Reiter eher
auf und Haffi ist am Ziel der Blockade.

Und doch - sie sind erziehbar, denn der Haflinger hört auf zwei Dinge: Futter
und Liebe.

--> Im Optimalfall treffen der Herr des Futters und derjenige, der in dem Pferd
einen Ersatzpartner sucht, zusammen und für diese Person wird dann der
Haflinger, alles, aber auch alles! tun <--
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#7
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Akt 2: Erste Annäherungen

Ort: Putzplatz des Reiterhofes (zur Orientierung: VB Blau, Hafl Violett)

Nachdem unser VBR seinem Vollblut tagelang einen Verhaltenscodex mantra-artig hergebetet hat *jaha...wir wollen beeindrucken* traut er sich nun zum Tausch.
Am Putzplatz kommen sich die Parteien entgegen und nach den üblichen
Höflichkeitsfloskeln über die sichtbaren Vorzüge des Pferdegegenübers - werden die Führstricke übergeben.

Der Haflinger sei heute leider nur ohne Sattel zu reiten - seltsamerweise passe
der Sattel schon wieder nicht mehr...

Der Hafl begrüßt den schlanken VBR mental recht schmeichelnd-schlaksig "Johey, du Spargel. Hastte mal n Keeeks?"

Der schmeichelei-resistente VBR nimmt das nonchalant auf "Hey Pony. Nee, forget it - Happa is nich! Schaff erstma was!"

(Hafl verschluckt fast seine Zunge: PONY !?? Seine Gehirnwindungen fangen das arbeiten an. Nur ohne Futter geht das so schlecht.. er schweigt erstmal bis er einen Plan hat)

VBR beginnt mit den Reinigungsarbeiten - im Geiste hat er schon ein 10 % vom Vorschussbonus abgezogen; ein Leckerliejunkie, na das kann ja heiter werden...

Auch der Haflreiter (HR) geht in seiner fröhlich-unbedarften Art auf unser
neugierig kuckendes VB zu und sagt aus Gewohnheit beim Keksanbieten: "Hey, Dicker! Schau mal was ich für dich hab - gell, da magst mich gleich!?!

VB schnellt entsetzt zurück: "Dicker? Sagtest du Dicker? Schau dich mal selber an! Ich werd einen xxx* tun und von fremden Futter annehmen! Am Ende sind das Blähpillen und dann seh ich so aus wie dein Kugelfisch auf 4 Beinen! Und überhaupt, wer ist denn so naiv zu glauben Blüter sind mit Futter bestechlich! Stecks dir..***!"

Der Haflreiter stutzt. Futterverweigerung ist ihm unbekannt. Er zuckt kurz mit
den Schultern und wirft sichs selber ein. Das Tier ist sicher magersüchtig!
Wenn seiner SO herumlaufen würde!

Schweigend und leicht konstantiniert fahren beide Teams mit den Vorbereitungen fort. Unser Hafl hat inzwischen sein angeschlagenes Selbstbewusstsein wieder aufgerichtet und beobachtet distanziert die Bemühungen des VBR.

Haflinger haben eine natürliche Schwäche im Gleichgewicht - aber dafür eine
große Begabung für ~ Anlehnung ~. Das merkt man spätestens beim Hufeausputzen.
Ächzend kämpft der VBR gegen 200 kg Last an - pro Huf. Haffi lächelt still in
sich hinein...

Natürlich auch die andere Seite - und der Hafl wird aufgefordert zurück zu
treten - die Gelegenheit für Konfrontation: Aufgerichtet, klar und deutlich
läßt sich das Blondpony vernehmen: "Hah! Sag Bitte!"

Der VBR stutzt. Nun, er ist etwas ~ promptere ~ Reaktionen gewöhnt. Nachsichtig wiederholte er seine nonverbale Aufforderung. Der Hafl sucht drängelnd an den Taschen des VBR und fängt das Verhandeln an: "Ohne Gutzel geht hier gar nix!"

FLATSCH! mit der flachen Hand hat unser Klein-Walross ehe er sichs versehen hat eins vor den Bug bekommen und ist den gewünschten Meter zurückgesprungen und unser VBR putzt weiter als wär nix geschehen und ignoriert das verdutzte Gesicht. Das Punktekonto ist bei Null angekommen.

Augenrollend kuckt sich der Misshandelte nach seinem wahren Beschützer um:
"Haste das gesehen!?"


Doch unser Haflhalter müht sich grade beim Putzen - ständig taucht das VB (ohne schützende Speckschicht) ob der groben Bürste - unter ihr weg...

Unser Hafl atmet tief und die Schrecksekunde geht vorüber. Adrenalin vernebelt seinen Sinn. Wut steigt auf. "Das zahl ich dir heim!" Er rollt die Lippen bis zum Anschlag auf, visiert mit seinen Zähnen die Stelle kurz oberhalb der schützenden Lederreithose ... und FLITSCH! AU - das tat nun richtig weh! Unser VBR hat mit dem flachen Handrücken mit Lichtgeschwindigkeit die zarten Nüstern erwischt - 10 cm vor Bissziel - auf frischer Tat ertappt!

DAS hat nun aber der Liebe & Futterspender gesehen! Sein Blondengel wurde geschlagen! Hurtig kommt er herbei um zu schützen - wird aber vom VBR auf
halber Strecke - abweisend-vorwurfsvoll abgefangen: "Nein, lass gut sein, ich
hab das schon erwartet und klären können. Ich komm hier klar. Aber sach mal - macht er das öfter?!"

Der Haflhalter ist mit seinen Augen bei den geschundenen Nüstern seines
Lieblingstieres die grad in einer Funktionskontrolle hochgekräuselt werden -
die Hand ist schon bei der Bachblüten-Rescue-Salbe in der Hosentasche.
Irritiert-verteidigend "Das hat er bestimmt nicht so gemeint!".

"Was hat er so nicht gemeint - das Zähnefletschen oder das Visieren meiner
Hüfte!?" Seufzend wendet sich der VBR ab. Gütiger Himmel - ist er hier um
Erziehung nachzuholen? Der Haflhalter steht runtergeputzt da wie bei der
Super-Nanny. Unschlüssig - macht er kehrt. Hat der VBR etwa recht? Ist das kein typisches Spielverhalten?

Das VB hat die ganze Szene voller Schadenfreude beobachtet und mümmelt am Anbindestrick um nicht laut loszuwiehern. Wat isn dat für einer? Mit sonm
billigen Trick versuchen seinen jahrelang trainierten VBR reinzulegen! Unterste
Schublade! Fohlenniveau! Und dann noch soo laaaangsam!

Der Hafl ist nun in einer ganz anderen emotionalen Krise: Sein Futterspender ist traurig! Und wenn der keine gute Laune mehr hat - sinkt die Leckerlie-Quote!
Angestrengt blickt er zu Boden. Ach - schau an! Der Vollblöde hat nur
Turnschuhe an! Kennt der keine Pferde mit V2A-Schuhwerk?

Grinsend-leise hebt er seinen linken Huf (JETZT ERST RECHT!) und setzt ihn schwungvoll auf dem rechten Fuß des VBR ab. Ein Schmerzenschrei fegt über den Hof! Der Haflinger hebt mit einem ~ überaschten ~ Ausdruck suchend den Kopf und ~ dreht ~ mit dem Vorderteil (und damit mandschend auf dem Fuß) suchend-webend hin und her "Wo hat hier jemand ein Problem? Ja wo denn nur?"

Unser VBR hat inzwischen eine Huffraspel aus der Putzkiste gegriffen und mit
einem gezielten Schlag von hinten ins Sprunggelenk ein kurzes Zucken und
Gewichtsentlastung hervorgerufen - der Plattfuss konnte hervorgezogen werden.

Nun findet auch die Rescue-Salbe ihren berechtigten Einsatz und der
Haflinger-Fan ergreift seine Chance für ein Remis - im wahrsten Sinne des
Wortes salbungsvoll: "Tststs - ohne Stahlkappenschuhe...!" (und wirft seinem
Hafl hinterrücks ne Belohnung zu, die letzterer aus dem freien Flug fängt und
zufrieden kaut...)

Er kehrt zurück zum Blüterlein um ihn fertig zu zäumen und zu Satteln. Zu seiner Verwunderung nimmt das Pferdl das Gebiß auch ohne die übliche
Honig-drauf-Schmiererei an. Gut - und leicht in die Knie gehend greift er mit
rechts den Nasenriemen und sich hochstemmend zurrt er ihn fest - grad noch dass das überraschte Tier seine Zunge zwischen seinen Schneidezähnen rausgekriegt hat. Unser Blüter - schielt entsetzt auf seine Nase - und wird steckensteif *hechelt-hektisch*

Derselben wird prompt beim Sattel vorgegangen - nur diesmal greift unser ein
Sattel-darf-keinen-Millimeter-verrutschen-Fanatiker mit BEIDEN Händen die
Sattelgurtstrippe - und reißt sie hoch. *hyperventilier*
Eine Hormonwelle ergreift unser eh schon Bluthochdruckpferd - langsames Zittern kommt wie Laola-Wellen über den Körper und gleich...! Doch - hinkend/rettend wirft sich der Besitzer dazwischen - ein Blüter in Panik! - er lockert die Verschnürung und keucht: "Nicht zu fest... das brauchts net ... der Sattel hält ob des Widerristes ... auch so..."

Die besten Voraussetzungen für eine gute reiterliche Zusammenarbeit wurden
geschaffen...

 

DanielaJ

Retterin in der Not
#8
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Akt 3 - IQ ist relativ - Pferde in der Arena

Ort: der Aussenreitplatz (immer noch Hafl lila, VB blau)

In der Arena angekommen steigen beide auf. Unser VB hat sehr gute Laune
(fremde-Reiter-testen-darf), das Verhaltenscodes-Mantra sitzt (noch) und so
lässt er den Haflreiter geduldig aufsteigen Das dessen Reithose dabei riss und
ein unterdrückter Fluch in die Pauschen geflüstert wurde - er tut so, als hätte
erst nicht gehört - ...nur ein leichtes Ohrenspielen...und der Gedanke im Raum:
*jaja, die Rache der Kekse!*

Der VBR fixiert den Hafl mit einem strengen Blick. "Steh!" (das SONST! steht sichtbar daneben im Raum) - packt in die Mähne und mit einem eleganten Schwuff!
gleitet er ...... ins Leere. Das Tier war ihm höflich einen Schritt
entgegengekommen und hat damit die sorgsame Schwung = Höhe x Tiefe Berechnung zunichte gemacht: Aber zumindest ist der VBR auf der anderen Seite wieder in den Stand gekommen - eine Sandlandung hätte er ihm nicht so schnell verziehen.

Die Körperspannung des VBR´s hat sich erhöht. Ein zweites Mal passiert ihm dass nicht, ein kurzer "Stupps" (*UggH*) mit dem Knie in Haffis linke Seite stellen das klar. Nun - diesmal sieht das Aufschwingen professionell aus. Testend setzt er sich nieder - und wohlig-seufzend schließt er die Augen: Dieser Sofarücken ist wie eine Mischung aus Wolke, Federkissen und Sitzheizung zugleich! Was er sonst kennt - ähnelt mehr einem Fakirsitz aufgrund von Widerrist, Wirbelsäule und Rippen darunter... Der VBR füllt das Bonuskonto wieder auf. Gell, da schaust!! läßt sich der Hafl vernehmen.

Doch unser VBR ist noch nicht fertig: Wow! Anatomisch eingebaute Vorderpauschen - wenn man die Kniee mit dem ultimativen Vollblutsitz zusammenpresst - wölbt sich ein Fettpolster kurz unterhalb der Schulter auf. Mit den Gesäßknochen tastet er sich vorsichtig durch die Speckschichten - bis er die gesuchten Akkupressurpunkte findet - der Haffi richtet sich notgedrungen auf. Dann kommt die Geheimwaffe - unser Schlanklulatsch streckt die Beine und legt sie mit kontinuierlich verstärkten Druck an den Bauch des Haffis - und verknotet seine Knöchel darunter. *Ffffffffffffft* nun ist auch der letzte Widerstand unter Kontrolle, dem Haffi geht die sorgsam geschluckte/gespeicherte Luft aus - nach der Meinung des VBR kanns jetzt lossgehen.

Beide beginnen im Schritt. Nun fällt der entscheidende Satz. Der Haflingerreiter fragt naiv: "Muss man bei dem Vollblut ~ irgendetwas ~ besonderes beachten?".
Der VBR ist in einer moralischen Krise. Nun wäre ein einstündiger Monolog
fällig. Doch sein Fuß tut noch sakrisch weh. Er hat sich das verdient:
"Nein". Aus. Vorbei. Dahin. Sein Platz im Himmel - verpokert.

Der VBR streckt und wendet seinen Hals zur Lockerung und *knackknirsch* die von der Hypernervösität verspannten Halswirbel springen wieder rein. Der Hafl gibt sich Mühe zumindest auf der INNENbahn mit dem VBR mitzuhalten, seine untersetzte Körperkonstitution wird ihm dabei wieder mal als echte Karma-Strafe bewußt.

Ungelduldig - beide Reiter (und Pferde) wollens ja wissen - wird die
Aufwärmphase auf eine Minute dreißig verkürzt: Es wird angetrabt. VBR geht mit Hafl voran - VB und Haflreiter diskutieren noch. *Tschucka-tschucka-tschuck* der Hafltrab ist wie erwartet - fehlt nur noch ein "Tut-tuuut!"- und die
Lokomotive wäre perfekt...

Der Haflreiter neugierig: "Na, wie isset? Super Gänge fürn Haflinger, oder?
Sagen ALLE Leute die ihn bisher reiten durften!"
Der VBR nickt einfach. Im Trab-Takt nicken ist ja noch nicht lügen, oder? Meine Herrn, wenn DAS hier die besten 25 % der Rasse darstellen - was machen wir dann mit den restlichen 75 %? Argentinisches Rindfleisch wird einfach zu billig importiert, sonst könnte man das irgendwie untermogeln...

Aber von hinten tönts auch schon: "Ähem, mach ich irgendwas falsch?" und es
folgt noch ein empörtes: *mein Reiter hat kein Rhytmusgefühl! Hilf mir
gefälligst!*.

Der VBR wendet ab und schaut sich das Ganze aus der Mitte an - genervt zu seinem VB: "Das ist ein Anfänger! Mach bitte nur den Trab-Grundschritt ohne den Seit-Stepp bei jedem 4 Schritt! Und hör auf zu summen: La cu-ca-ra-cha!"

Na, bitte - sieht doch schon besser aus! Der Haflreiter bekomt langsam feuchte Augen. Er hatte ja nicht gewußt, dass es SOLCHE Gangarten gibt! Weich! Federnd!
Schwungvoll!

Der VBR ist zufrieden. Er kennt den Ausdruck der vollkommenen Reiterbefriedigung im Gesicht. Nun wendet er sich wieder dem Hafl zu, der irgendwo noch aus einer Backentasche etwas gespeichertes Futter hervorgewürgt hat und zufrieden kaut.

So ist unserem VBR ausgekommen, dass sein VB *heimlichheimlich* den
Luftladedruck erhöht hat. Nachdem das Kesseldrucksytem geladen wurde (unser Haflreiter dachte die vermehrte Körperspannung käme aus seinen guten
Versammlungshilfen): *STAUN-HÜPF*!!!

Der VBR reißt den Kopf herum - der Haflingerreiter hängt mit hervorquellenden Augen stumm auf dem Pferdehals - mit beiden Fäusten hält er wie Steuerknüppel die Ohren umklammert - die Beinen verschränkt hinter den Hinterzwiesel.

Tödliche Blicke des VBR ("wie konntest du nur - du hast´s versprochen!!"!)
zwingen das eben noch so fröhliche VB in die Knie *Upss. Ist mir so
rausgerutscht...*

"Alles o.k.?" fragt unser VBR recht suggestiv. "Ähm, geht scho..." kommt es vom Haflreiter (bei dem die Atemreflexe nach dem Schreck wieder eingesetzt haben) zurück während er sich wieder zurücksetzt - sein Adrenalinspiegel war an der Schädeldecke angeschlagen wie bei Hau-den-Lukas.

"Dein Pferd ist schreckhaft, hm?" fragt der Haflreiter scheinheilig. Der VBR
gibt den heißen Frageball postwendend zurück:
"Nein, das machen die ab und an so. Dem war nur ~ langweilig ~". Der Haflreiter ist beharrlich - endlich hat er eine definitive Macke an der anderen Rasse gefunden: "DEIN PFERD IST SCHRECKHAFT!"

"NEIN, denn wenn er erschrocken wäre, wäre er WEGGELAUFEN - er steht aber recht gelassen da, findest du NICHT!?"

Der Haflreiter schweigt. Die haben hier alle einen Dachschaden…..
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#9
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Immer noch AKT 3 - der staubige Außenreitplatz:

Der Hafl hat die ganze Szene interessiert beobachtet. Er als Minimalist (ein
gegebenes Ziel mit möglichst wenig Aufwand zu erreichen) kann ja schon vom
Zuschauen vieeel lernen. Ach guck! DAS kannte ich noch nicht! Wie ging das
nochmal? Tief Luft holen - irgendwas fixieren was gefööööhrlich sein könnte
(z.B. ne Schnecke auf der Reitplatzeinzäunung?) und dann..!

Olala - unser VBR hat das mitgekriegt: Nachdrücklich knört er seine
Beckenknochen in den Haffirücken - nonverbal übersetzt: Denk nicht mal dran! Is ja gut... sein Frustpotential auf den da oben wächst. Und Hunger hat er auch!

Unser VBR möchte seinen Pferdevergleichstest nun vervollständigen - im Galopp, schlimmer als auf einem Warmblöd kanns ja nun nicht werden...

Der Haflreiter der nun das Vollblut unter ihm mit ganz anderen Augen sieht -
wirft aber ein: "Galopp springt er schön an - aber die Ecken kann er noch nicht durchgaloppieren!".

Oh, oh, das hätte er besser bleiben lassen - das war wie ein Fehdehandschuh
hinzuwerfen - VBRs sind süchtig nach Herausforderungen! Das wär ja gelacht - hat er doch bemerkt, dass der Hafl unter ihm wunderbar gymnastiziert ist und mindestens 20 cm übertritt. Das KANN nur eine Frage des Willens sein und die Chance sich zu profilieren!

Der VBR streckt entschlossen - und der Haflinger ist kurz davor seinen Besitzer anzufallen!
Was fällt dir ein? Mich diesem Sadisten auszuliefern!? Komm du mir nur nach
Hause - ich werd dich ignorieren!

Doch alea iacta est - der Würfel ist gefallen - der VBR hat sich geschickt eine
auf der Einzäunung herumliegende Gerte gegriffen und dem Haffi ist klar: Im
Gegensatz zu seinem leicht zufriedenenstellenden Besitzer wird dieser das
Folterinstrument einsetzen - und nicht nur als Deko benutzen um halb-professionell auszusehen!

Nun steht der Haflreiter in der Mitte - die Lust auf den Galopp mit diesem
hypermobilem Hampelmann unter ihm ist ihm vergangen. Wer weiß welche
Funktionsstörungen da noch lauern!? Und ob er überhaupt Bremsen eingebaut hat?

Aber er knetet vor Sorge die Hände wegen seines Haffis (dass er dabei den VB gebührend straft kann er nicht wissen: Stil(l)stehen ist die härteste
Demutsprüfung für einen VB!)


Der VBR läßt forsch antraben - und noch zackiger angaloppieren (die Knochen im Rücken..). Die erste Kurve. Tatsache. Der Hafflinger wagt es tatsächlich aus Routine sich mit einem Zackeltrab in die Kurve zu legen. TITSCH! Und mit eingeklemmten Schweif schießt der Haflinger davon. Runde um Runde galoppiert er alle Ecken durch - und das Gesicht des VBR wird von einem breiten Lächeln durchzogen.

Der Hafl-Reiter in der Mitte ist versteinert. Und Rot vor Zorn. 4 Jahre
Verarschung hat er über sich ergehen lassen in seiner Gutmütigkeit. Und nun?
Bloßgestellt ausgerechnet von dieser Arrogantnase von VBR! Das wird Diät heißen für den Verräter die nächste Tage! Und alle Kekse werden in einem feierlichen Akt verbrannt! Er wird eine Weight-Watcher-Points-Liste aufhängen! Futter nur noch equsvalent zu erbrachter körperlicher Betätigung!

Dem Hafl reichts. Echt. Was will man gegen so einen dort droben tun!? Er wird diesen Tag der Schmach aus dem Kalender reißen! Doch - ach! Aus den tiefsten Erinnerungen kommt der Karma-Schauspieler hervor. Und dieser weiß - selbst nach der schlechtesten Vorstellung - tut man sich verbeugen! Ein Versuch kann ja nicht schaden, oder?

JETZT ERST RECHT! ...4, 3, 2, 1 Galoppsprünge - und der Haflinger nutzt seine niedrige Untersetzung, zieht den Hintern tief, wölbt den Rücken (was nun keine Kunst ist) und streckt ein Vorderbein vor in den Stand und zieht gleichzeitig die Nase nach unten tief - und komplimentiert (höchst elegant).

Wuuuuaaaah! Ohne den gewohnten Widerist und leicht beschleunigt - der VBR fliegt mit geöffneten Armen wie ein Klippenspringer über die Reitplatzeinzäunung und hätte er nur den Mund gehalten - denn nun weiß er wo der Spruch herkommt ins Gras zu beißen...

Ein Wiehern läßt ihn aufblicken - der Hafl ist ihm in einem Anflug von Angeberei hinterhergesprungen - Gras mampfend kommt er dem Verunglückten näher und rezitiert pseudo-philosophisch in Anlehnung an einen humorvollen Dichter:

Wenn einer der mit Mühe sehr
gekrochen ist auf nen Hafling -er
Kaum glaubt dass er ein Reiter wär?
SO IRRT SICH DER!

Der VBR hat inzwischen aufgerappelt und fusselt seinen Mund frei der wie ein
Käscher gewirkt hat. Nach dem Saprobienindex zu urteilen (Maßstab für
Artenvielfalt a.d.R.) befindet sich diese Wiese in einem hervorragenden
ökologischen Zustand...

Aber er kann das ab. Ab-Können gehört wie Ab-steigen zum Standardrepertoire eines VBRs. Und man muss das positiv sehen. Er hat die Einzäunung verfehlt und ein Baum war auch nicht in der Nähe. Nur sein Ego hat zugunsten des Respektes gelitten. Auf seiner Skala der Bruchlandungen von 1 bis 10 war das eine glatte 7.

Das VB ist empört: "Steh gefälligst auf! Wie kannst du dich so ~ gehen ~ lassen!
Im Training hast du doch sowas immer gekonnt! Da muss man sich ja schämen!" und dann doch vorsichtig: "Gehts dir gut?"

Der Haflreiter hat im Geiste Pralinenschachtel für seinen
herzens-guten-best-of-the-world-Haffi gekauft - wußt er doch: Auf ihn kann man sich verlassen! Ohne Leckerlie klappt das mit Hafls eben nicht - wenn der Tank leer ist bleibt das Fortbewegungsmittel stehen, weiß doch jeder! Und - ja genau. Das ist es was er an seinem bestechlichen Moppelchen schätzt - die
Abhängigkeit. Entschlossen springt er vom VB und führt es hinaus.

"Dein Haflinger ist fies, oder?" unser VBR kann noch nicht nachgeben; irgendwas musste er jetzt ja sagen. Aufstehen kann er jedenfalls noch nicht.

"NEIN, wenn er fies wäre, hätte er noch nachgetreten oder sowas. Ihn hats
einfach an der Nase gejuckt!"

"Dein Haflinger hat das mit Absicht gemacht, das war eindeutig fies! Nichtfiese
Attacken kann ich sitzen!"

"NEIN, er hatte nur HUNGER, siehst du das NICHT wie er da steht und frißt!?" Der Haflreiter steht mit verschränkten Armen. Er findet - sie sind quitt.

Er hält dem VBR am Boden - die Zügel hin. "Jeder wieder seins, ja?" das Angebot für den Reiterfrieden wurde gemacht- und wird angenommen. Jeder weiß nun voran er ist - und warum jeder seine Rasse liebt und warum jeder bei seinen Leisten bleiben sollte. Vielleicht trifft man sich eines Tages ja mal zu einem Ausritt..? (...und währenddessen hat der Hafl schon wieder seine Nase bei den Hosentaschen...)


(Ende Akt 3 - Vorhang schließt sich)
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#10
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Ein Solo für Zwei - ausführliche Gebrauchsanleitung für Vollblutausritte

Ausgangsbasis: Siehe Vollblutgrundregeln 1 & 2, körperliche Defekte wie
Weitsichtig- und -hörigkeit.

Inbetriebnahmephase:

Ein Vollblutausritt setzt bei seinem Reiter Toleranz voraus. Überprüfen Sie
bitte vorher umgehend ihre psychische und physische Toleranz (und die
Aktualität ihres Testaments).

Checken Sie sämtliche Ausrüstung auf ihre Befestigung, entfernen Sie alles was
flattern kann.

Testen Sie den Notrufwahl ihres Handys, den Sitz sämtlichen Schutzzubehörs, und
die Funktion ihres GPS-System, alternativ können Sie die
"in-etwa-geplante-Route" ihres Ausrittes auf einer topographischen Karte ihren
Kollegen hinterlassen.

Klatschen Sie neben dem Pferd *fest* in die Hände (ggf. zusätzlich mit
Aufstampfen)! Folgt i.d.R. eine Vollblöd-Show - entleeren Sie das
Luft-Druck-System des Vollblöds erst einmal im Roundpen, Reithalle oder
Außenplatz per Longe.

Testlauf/Warmlauf

Während Sie vom Hof reiten - sollte sich das Tier noch in einem entspannten
Schritt befinden. Nach 5 Minuten bitte wiederum im Schritt weiterreitend den
Sattelgurt nachziehen - im Gelände ein Vollblut anhalten um nachzugurten ist
eine ziemlich vollblöde Idee und wird von anderer Seite ausgenutzt werden!

Der Trab wird sich während der ersten 100 m noch recht zackelig anfühlen -
folgend wird danach eine Kurz-Aufführ-Phase mit Dominanz-Test des Reiters, in
dieser Zeit sind Korrektur-Maßnahmen deutlich über 80 db Lautstärke
empfehlenswert.

Systemmängel und Lauf-Defekte

Folgende typische Fehler treten leider abweichend vom "Standard-Freizeitpferd"
auf:

- Vergesslichkeit: Auch Vollblöds höheren Alters leiden unter Spontan-Demenz, so
dass z.B. Schlepper, Radfahrer, ja sogar radfahrende Kinder zu völligst
unbekannten Wesen werden.

- Wettrennen: Mangels Ausreitkollegen nehmen Vollblöds im Wald auch durchaus die
Herausforderung von Rehen an

- Aus-/Weichen: Vollblöds weichen sehr gern und unaufgefordert. Sie schonen ihre
Huf vor z.B. gefährlich am Boden liegender Plastikfolienrestle - und weichen
(am besten aus dem gestreckten Galopp) in das Rapsfeld links aus, ohne die
Gangart zu wechseln: Durch ein Rapsfeld im Juni (!) kann man übrigens nur
galoppieren - wie Antilopen:
Hey-hüpf-hey-hüpf-hey-hüpf!


- natürliche Aufrichtung: Bitte vergessen Sie sofort!! irgendwelche
Ideal-Lehrmeinungen aus dem Westernreiten von wegen langer Hals auch
vorwärts-abwärts. Dies bezieht sich nur auf einen lang-pendelnden Schritt -
nie, NIE NIEMALS aber im Trab oder Galopp!


Die natürliche Reithaltung eines Vollblöds ist mit den Ohren ca. 20 cm über
Widerrist. Sollte das Pferd den Kopf in einer losgelösten Bewegung in Trab oder
Galopp Richtung Boden tragen - ist es auf der SUCHE nach irgendwas:

Ein STAUN-HÜPF-Auslöser bei 50 km/h ist nicht lustig!

- Gräben. Hier gibt es verschiedene Vollblöd-Lösungen. Die Variante a-blöd
bevorzug ein 20 cm Gräbelchen aufgrund ihrer M-Springen-Ausbildung wie einen
1,50 Hoch-Steil-Sprung zu nehmen. Ich hoffe, ihr Pferd hat genug Futter
bekommen und der Hals bietet genügend Halt bei der Landung nach dem
Überraschungseffekt.

Die Variante b-blöd bremst - und durchläuft alles vorsichtigst .
Die Variante c-blöd: Ordentlicher Anlauf, ordentlicher Absprung & Landung: Ist
mir noch nie begegnet.


- Mähne: Stutzen Sie möglichst nie die Mähne eines Vollblöds. Nur so können Sie
es auch regelmäßig mit der Hand-auf-den-Hals-patschend lobend, ohne
schmierig-schweißverklebte Hände/Handschuhe dabei zu bekommen.


- Schweif: Auch ihn bitte möglichst lang lassen - Vollblöds sind hoch
Fliegen/Bremsenallergisch und sollten zumindest im hinteren Bereich selbst in
der Lage sein, jene selbstständig zu verscheuchen.
Vollblöd-Getriebe und Schaltung


Das Vollblöd verfügt über ein sehr sensibles Schaltgetriebe. Null-Schaltung für
Vorwärtsbewegung ist: Entspannt im Sattel, Beckenknochen leicht in Kontakt mit
dem Sattel, Knie angelehnt und - die Unterschenkel weit weg vom Gaspedal!

Antraben: Leichtes Zügelaufnehmen, Kontrolle gegen Kopfschlagen mit einem
leichten Rechts-Links-Hand-Stehen lassen und vermehrten Druck durch
Zurücklehnen im Sattel. Zügelverkürzung unbedingt vermeiden!

Angaloppieren: Für leichten Galopp verwenden Sie ein leises! Zungenschnalzen wie
"...nttzz...".
Für den Arbeitsgalopp sprechen Sie ein vorsichtiges "...o.k...." und meiden! Sie
eine deutliche Aufforderung wie "Galopp!" laut auszusprechen - wenn Sie nicht
wahrhaftig einen min. 1 km Galopp-Weg vor sich haben!

Einseitigkeit: Vollblöds neigen zu starker Einseitigkeit in der Galoppauswahl.
Leider reicht z.B. eine abknickende Wiesenrennstrecke nach rechts nicht aus,
ein Pferd das eben auf seiner (guten) linken Hand ist - rechts weiterzulaufen!
Eine Teerstraße, ein Graben und ein (noch nicht abgedroschenes) Weizenfeld sind
auch eine Wegoption für ein Vollblöd - Sie haben hier die offizielle Erlaubnis
dem Tier deswegen "ins Maul zu greifen".

Durchparieren: Reden Sie mit ihrem Pferd! Solange das Pferd im gestreckten
Galopp noch die Ohren vorne hat - brauchen Sie mit halbblöden Paraden gar nicht
erst anfangen. Wenn Sie die Ohren bei sich haben - verstärken Sie den
Knieschlußdruck und blockieren damit die Vorwärtsbewegung. Leicht
Zügelaufnehmen (nicht verkürzen!), dann testweise vorsichtig in den Sattel
einsitzen - und dabei niemals mit beidhändigem Zügelzug dem Pferd die Chance zu
geben sich auf den Zügel zu legen.

- Überhitzung: Das Heißlaufen eines Vollblöds ist vor allem für vollblöde
Anfänger gefährlich. Diese nämlich haben schon bemerkt - dass ein Vollblöd sich
am besten im Berg-auf-Galopp kontrollieren lässt. Soweit so gut - nur oben
angekommen ist ein Vollblöd leider heiß - und hat dann auch noch den Schwung
bergab. Wenn Sie Glück haben - besitzen Sie ein Traum-Blöd, dass nach dem
Aufgalopp/Renn-Galopp dann gelöst - und entspannt ist, d.h. sie können die
Zügel wegwerfen und genießen von da ab ein butterweiches Reitgefühl: Galopp
stundenlang ohne Seitenstechen.
Wenn Sie ein Normal-Blöd erwischen - macht das Reiten nach dem Renn-Galopp
keinen Spaß mehr - denn die Rennmaschine unter ihnen lässt sich nur noch in den
Schrabb zurückschalten.

Eichung: Viele Vollblöd sind aufgrund ihrer Weitsichtigkeit nicht in der
Abschätzung von Entfernungen geeicht und hat hieraus eine Dyskalkulie:

Das bezieht sich wie schon zuvor genannt auf die Restlauf-Längen von Feldwegen,
genau so aber auch die Maße, ob der Bauch (leider nicht mehr das Bein des
Reiters) am Baum vorbeipassen und von der Höhe her richtet sich ein Vollblöd
beim Unter-Ästen-Durchreiten nach Widerrist-Höhe plus Sattelauflage (und
vergisst den Reiter hierbei völligst -
 
T

Twinkle

Guest
#11
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Wie cool - wo hast du das denn her - lach mich schlapp - besonders die Ausführung über den Haflinger :D
 

DanielaJ

Retterin in der Not
#12
AW: Vollblutreiterdasein - ein Realitätsbericht in mehreren Teilen!

Das kam per Mail von einer Freundin.
Yup, ich erkannte auch so einige mir bekannte Pferde bei beiden Schilderungen wieder... :D
 
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