AW: Theorie & Praxis
Ich halte von den ganzen Dominanztheorien mittlerweile auch nichts mehr, nachdem ich sie am Anfang allerdings noch praktiziert habe. Also als Erster durch die Tür, Hund immer aufscheuchen, nicht aufs Sofa usw. Haltet euch fest, ich habe sogar mal eine Zeitlang so getan, als würde ich aus Mathildas Napf fressen, bevor ich ihn ihr gebe...irgendwann habe ich mir dann gedacht, bist du eigentlich völlig bekloppt, stehst hier und tust so, als würdest du Trockenfutter fressen...
Ich denke Hunde brauchen wie Kinder Regeln und Grenzen, die ihnen einen Rahmen vorgeben in dem sie sich bewegen dürfen/können.
Und da es beim Hund wie auch beim Menschen die Sensibelchen und die dickfelligen Sturköppe gibt muss man bei dem einen eben auch mal konsequenter sein als bei dem anderen bzw. seine Regeln energischer durchsetzen.
Meine Hunde können soviele Freiheiten haben wie sie wollen wenn sie sich entsprechend benehmen. Benehmen sie sich nicht, werden die Freiheiten eben beschnitten. Sie wissen z.B. das sie sich Hinsetzen sollen wenn ich die Heckklappe öffne und erst auf Kommando aus dem Auto dürfen. Wer dann wie ein Irrer aus dem Kofferraum stürzt weil draussen Charlie Beagle wartet kommt wieder rein bis er es richtig macht.
Schlimm finde ich,das die "Dominanz" für fast alles herhalten muss: wenn der Hund nicht hört, wenn er aggressiv gegen andere Hunde ist, wenn er sein Fressen verteidigt etc. Dabei ist es doch viel wahrscheinlicher das der Hund nicht hört weil es ihm sein Mensch nicht richtig beigebracht hat, das er aggressiv auf andere Hunde reagiert weil er schlechte Erfahrungen gemacht hat oder einfach nur unsicher ist und das er sein Fressen verteidigt weil der Mensch ihm eben einmal zu oft den Napf weggenommen hat um zu zeigen das er der Herr im Hause ist.
Ausserdem würde das dann ja auch bedeuten, das dominante Hunde immer auch aggressiv sind, aber auf der anderen Seite heisst es aber immer, ein Rudelführer zeichnet sich durch seine Ruhe und seine Souveränität aus und nicht dadurch, das er allen Situationen mit Aggressionen begegnet.
Das passt in meinen Augen doch schon nicht zusammen.
Noch schlimmer finde ich, das einem neben dem "als erster durch die Tür" oftmals auch noch geraten wird diesen "dominanten" Hunden am besten mit körperlicher Gewalt beizukommen. Alphawurf, Nackenschütteln, in die Ohren beissen, Stachelhalsband und Co. sind doch dann immer schnell bei der Hand.
Ich kenne Hunde, die so erzogen wurden, weil sie lt.Trainer dominant waren, vom Hundeplatz meines Onkels. Diese Hunde parieren aufs Wort, aber wenn man ihnen in die Augen sieht erkennt man das sie völlig abgestumpft sind. Sie kleben die ganze Zeit am Herrchen weil sie für alles, sogar fürs spielen und graben, ein Kommando haben, ohne das sie es nicht dürfen. Das finde ich einfach nur schrecklich, ich hätte heulen können.
Natürlich wurde mir auch gleich mitgeteilt, meine Hunde wären mir gegenüber dominant weil sie lieber graben anstatt sofort zu kommen, ich müsste sie mal härter rannehmen.
Aber meine Güte, das sind Lebewesen, keine Roboter! Und wenn ich dann mal zweimal rufe, dann ist es eben so. Würde ich mehr mit ihnen üben und konsequenter sein, würden sie auch beim ersten Rufen kommen, also ist es letztendlich sowieso meine eigene Schuld.
Ach ja, was mir noch einfällt, ich habe mal einen Artikel gelesen in dem stand das nach neuesten Erkenntnissen die ganze Dominanzgeschichte sowieso hinfällig ist, weil sie aus Beobachtungen an Wolfsrudeln stammt, die in Gefangenschaft gehalten werden.
Schon die Rudelstruktur ist hier nicht natürlich, da vom Menschn zusammengewürfelt, ausserdem ist durch die Gefangenschaft und den begrenzten Lebensraum der Stresslevel bei den Wölfen ständig erhöht woraus Aggressionen resultieren, die in der freien Natur so gar nicht vorkommen, weil die Tiere sich dann dort einfach aus dem Weg gehen.
Muss mal gucken ob ich das noch finde.
@ Simone
Man jetzt habe ich die ganze Zeit geschwafelt, dabei gehts ja um dat Baluchen...ich denke er ist ein Hund der klare Regeln braucht und der eigentlich geführt werden will und genau das findet er ja bei euch. Er hat bei seinen Vorbesitzern wohl einfach gemerkt das sie keine guten "Chefs" waren und zwangsläufig die Sache selber in die Hand genommen, irgendwer muss es ja tun, und war damit überfordert und verunsichert, so dass er eben auf alles erstmal mit Aggressionen reagiert hat. Hunde lernen ja ziemlich schnell, das sie sich unangenehme Sachen mit Schnappen und Knurren vom Hals halten können. Ihr lasst euch aber davon nicht beeindrucken und zeigt ihm dadurch seine Grenzen auf, ich denke dass das eher etwas mit seinem guten Benehmen zu tun hat als alles andere.