AW: Rüde Kastrieren Ja oder Nein?
*grins*
ich habe mich schon immer gewundert, warum es hier noch nie so einen Kastrations-Streit-Thread gegeben hat - ist nämlich in so ziemlich jedem anderen Hundeforum ein Dauerbrenner!
Aber ihr seid alle noch richtig lieb gegen das, was ich schon woanders gelesen habe!
Ich habe mit dem Thema ein bischen meine Probleme, obwohl meine beiden auch kastriert sind, Lobi wg. Gebärmutterentzündungen und Scheinschwangerschaft und Mathilda wg. wochenlangem heftigen Bluten und ebenfalls Scheinschwangerschaften und Vereiterungen.
In diesen Fällen, und auch in Fällen in denen der Hund wirklich Stress ausgesetzt ist sehe ich eine Kastration auch als gerechtfertigt an.
Hätte aber mein Hund keine Probleme damit, würde ich auch nicht kastrieren, selbst unter dem Aspekt der ungewollten Schwangerschaft nicht, denn ich bin der Meinung das ich als Hundehalter das verhindern kann. Und das, obwohl ich nur zu gut weiss wie ätzend es ist während der Läufigkeit mit einer meiner Hündinnen spazieren zu gehen, andere Rüden abzuwehren, ständig wie ein Luchs aufzupassen, mich mit Rüdenbesitzern anzulegen, die noch doof lachen wenn ich verzweifelt versuche, ihren Hund von meinem wegzuhalten.
Das ist ja aber etwas, was ich weiss, was ich, verläuft der Zyklus normal, auch halbwegs einplanen kann. Und dann muss ich eben auf einsame Flächen ausweichen und meine Hündin an der Leine halten. Ist blöd, hilft aber nichts.
Ich finde es nämlich eigentlich vermessen, so in das Leben und Wesen meines Hundes einzugreifen, wie ich es mit einer Kastration tue. Ganz abgesehen von den Risiken, die ja jede OP birgt.
Was mir völlig gegen den Strich geht ist Kastration aus reiner Bequemlichkeit, damit die Hündin nicht alles vollblutet und man selber keine Scherereien hat. Und ich bin mir sicher dass das für viele Hundehalter oft im Vordergrund steht.
Oder das Argument, das die Hunde dadurch ruhiger und verträglicher werden. Wie oft kommt in Foren auf die Frage: "Mein Hund ist aggressiv, was soll ich tun?" die pauschale Antwort: "Kastrieren, dann wird er ruhiger."
Ich kenne einen Haufen Rüden- und auch Hünndinnenbesitzer, da ist das genaue Gegenteil passiert! Die sich jetzt ärgern, auf diesen Ratschlag gehört zu haben, weil die Hunde völlig unausstehlich geworden sind oder, wie Fabi auch schon schrieb, ständig von anderen Rüden bedrängt werden.
Natürlich muss das nicht passieren, aber es kann. Daher denke ich man sollte wirklich gut überlegen und abwägen, ob eine Kastration SEINEM HUND hilft oder vielleicht nur sich selber.
Kastration als Krebsprophylaxe ist nachdem was ich in einer Studie gelesen habe auch hinfällig, es sei denn die Kastration erfolgt VOR der allerersten Hitze, nach der ersten Läufigkeit soll das Krebsrisiko fast genauso hoch sein wie nach einer späteren Kastration bzw. gar keiner.
Leider habe ich diese Studie nicht zur Hand, ich muss mal schauen ob ich sie wiederfinde, war sehr interessant.
Und richtig heftig wirds, wenn Frühkastrationen gemacht werden, damit die Hunde dieses welpenhafte behalten. Ist in den Staaten wohl der absolute Trend und schwappt angeblich auch schon nach D über. Da fehlt mir dann jegliches Verständnis, dem Hund wird ja jede Möglichkeit genommen, richtig erwachsen zu werden!
Was hier noch gar nicht angeführt wurde ist das eine Kastration eigentlich gegen das Tierschutzgesetz verstösst und somit illegal ist.
§ 6
(1) Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige
oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot
gilt nicht, wenn
1. der Eingriff im Einzelfall
a) nach tierärztlicher Indikation geboten ist oder
b) bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerlässlich ist
und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen,
2. ein Fall des § 5 Abs. 3 Nr. 1, 1a oder 7 vorliegt,
3. ein Fall des § 5 Abs. 3 Nr. 2 bis 6 vorliegt und der Eingriff im Einzelfall für die vorgesehene
Nutzung des Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere unerlässlich ist,
4. das vollständige oder teilweise Entnehmen von Organen oder Geweben zum Zwecke der
Transplantation oder des Anlegens von Kulturen oder der Untersuchung isolierter Organe,
Gewebe oder Zellen erforderlich ist,
5. zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder – soweit tierärztliche Bedenken
nicht entgegenstehen – zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung
vorgenommen wird.
Im Prinzip würde also als Kastrationsgrund nur medizinische Indikation, die Jagdhundgeschichte oder Verhinderung unkontrollierter Vermehrung gelten - und die unkontrollierte Vermehrung sehe ich (ausser bei freilebenden Katzen) wie gesagt nicht als gegeben weil ich als Hundebesitzer aufpassen kann und muss.
So, das war dann mal mein Senf dazu...
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EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :
Ach ja, was jetzt den Muck angeht:
Steht er denn unter echtem Stres deswegen? Aufgedreht, nichts fressen, zuhause rumjankern und keine Ruhe geben?
Wenn es so wäre würde ich auch überlegen, ihn zu kastrieren. Allerdings würde ich warten bis er älter als 1 Jahr ist, er ist doch noch relativ jung wenn ich mich nicht irre, oder? Vielleicht legt sich das Verhalten ja wieder wenn er erwachsener wird oder merkt, das die Hündinnen seine Annäherungsversuche nicht so prickelnd finden.
Wenn wir Charlie, den Hund unseres Hundesitters hier haben, versucht er am Anfang auch immer meine beiden zu besteigen und leckt und schnuppert ihnen an ihren Juwelen rum, aber die geben ihm dann schon Bescheid. Das geht bis zum richtigen Schnappen, ich lasse sie dann aber auch weil ich finde das Charlie das eben checken muss, und irgendwann hat er dann auch die Schnauze voll und gibt Ruhe.