"geklaut" aus dem
bretonenforum:
Ein lauer Wind, die frühlingswarme Sonne
sind heut für Mensch und Tier die reine Wonne.
Ein schöner Tag! So hört nun die Geschichte
von der
Sophie,
des Holzbockkönigs schlimmsten Nichte.
Stolz wächst im Wurmtal eine Linde,
und in der rissig-braunen Rinde,
geschützt vor Unbill durch Geäst,
krallt sich Sophie heut wieder fest.
Sie liebt es, sich hier aufzuwärmen.
Jedoch, sie spürt in den Gedärmen
des Hungers rasend tolle Wut:
Ihr ganzer Körper lechzt nach Blut.
Es naht mit fröhlichem Gebell
ein junger Hund mit warmem Fell,
beginnt sogleich, das Bein zu heben.
Das lässt Sophiens Seele beben.
"Soll ich? Oder soll ich nicht?",
das ist's, was sie im Geist bespricht,
"Sei´s drum, ich MUSS mir Nahrung holen –
ich lass mich fallen, Gott befohlen!"
Lang schwebt sie durch die Frühlingsluft,
riecht eine Wolke Hundeduft,
den sie schon oben aufgesogen:
Das Schicksal ist ihr heut gewogen.
Die Gier sie schnell zur Haut hinlenkt,
wo sie hinein den Kiefer senkt,
genüsslich fängt sie an zu ritzen,
um Blut sich in den Leib zu spritzen.
Nur etwas kommt ihr komisch vor:
Und sie erschaudert: Scalibor!
Allein, der Hunger ist zu mächtig,
sie lässt sich schwellen, ganz andächtig.
Ist sie vom Blutrausch so bekifft?
Oder wirkt jetzt doch das Gift?
Sophie wird müde, schläft fast ein,
hängt lose nur am Hundebein.
Auf der Terrasse beim Kaffee
sitzt frohgemut Familie W.,
man schmust mit Jurij auf dem Schoß.
Was macht da dieser Knubbel bloß?
Sollt' eine Zecke dies schon sein?
Man holt die Zange aus dem Schrein,
dreht mühelos das Untier ab,
denn die Sophie, die ist schon schlapp,
doch wie sie spürt am Bauch die Zange,
da wird's ihr sehr im Herzen bange.
Man trägt sie eine kurze Strecke,
wo in der windgeschützten Ecke,
der Grill schon angefeuert steht,
und Papa fleißig Würstchen dreht.
Sophie sieht rot die Kohlen glühen,
und ahnt die Qualen, die ihr blühen.
In Höllenglut heut zu verschmoren,
war ihr als Strafe auserkoren.
Und all ihr Zecken, merket auf:
So sei auch eures Schicksals Lauf!!!
"Andreas der Wurmtaler"